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Ein Tag in Essen

Andrea hatte mir zum Geburtstag einen Tag in Essen geschenkt, den wir am Samstag bei bestem Wetter angetreten sind. Der Höhepunkt war der Besuch des Weltkulturerbes Zeche Zollverein. Auf meinen Wunsch hin hatten wir sogar beide Führungen über vier Stunden durch Kohleförderung und Kokerei gebucht und dafür in der Planung die Villa Hügel hinten angestellt.

Nach der Bahnfahrt machten wir einen kurzen Zwischenstopp auf der Essener Einkaufsmeile, wo ich wie ein ordentlicher Gutmensch mit festem Schritt und grimmigem Blick am Primark und den davorstehenden Opfern des Fashion-Marketings vorbeimarschierte, während im Rucksack meine dort höchstpersönlich gekaufte Jacke auf den ausbleibenden Kälteinbruch an jenem Tage wartete. Der Sportdiscounter am anderen Ende der Straße hatte auf mich den gleichen Effekt wie die Grabbelecken im Ikea – alle paar Meter wanderte etwas mit fragwürdigem Nutzen für den Urlaub in den Einkaufskorb.

Zeche Zollverein

Mit dem Schienenersatzverkehr kamen wir am Gelände der Zeche an, klebten uns einen Sticker mit lila Streifen an die Brust und wanderten mit einer kleinen Gruppe durch den Gebäudekomplex, wo wir gelegentlich der zweiten zeitgleich gestarteten Führung begegneten. Die Anlage macht trotz des großen Besucherandrangs einen sehr authentischen und unangetasteten Eindruck. Der Kohledreck hängt in jeder Ecke und Spalte. Ich bin mir sicher, das bei jeder Instandhaltung und notwendigen Renovierung genau darauf geachtet wird, das der Patina nicht das selbe Schicksal wie Beuys Fettecke ereilt. Wir hatten leider nicht das Glück einen Kumpel von damals als Begleitung zu bekommen, aber die Erklärungen (auch auf Nachfragen) waren kompetent und von der Sprache dem Pott deutlich zugeordnet.

Für ordentliche Fotos blieb kaum Zeit, obwohl eine tolle Szene an der nächsten klebte. Die Sonne fällt durch die dreckigen Fenster an der Decke auf Metallkonstruktionen, Schienen und Förderbänder – alles liegt noch so gerade eben im Zwielicht. Der Führer wusste aber seine Gruppe zu lenken, so dass niemand zurückblieb. Ich musste also auch mit den Schnappschüssen leben, die ich während der Erklärungen machen konnte. 😉

Die Kokerei hatte bei der Technik noch eine ganze Menge mehr zu bieten, von dem ich keine Ahnung hatte. Die Bauweise (wie sie auch heute noch in Sichtweite im Betrieb ist) wirkt auf der einen Seite so metallisch grob und mechanisch, während in jede anderen Branche die Elektronik aus jeder Oberfläche quillt, und ist dabei doch unfassbar zerbrechlich, weil die ganze Konstruktion bei Lieferproblemen des Ausgangsmaterials, falschem Timing oder größeren mechanischen Problemen in einer Kaskade auseinanderbröckelt. Nach Monaten des langsamen Hochfahrens brennt quasi ein Großteil der Anlage bei über 1000 Grad bis zu ihrem Lebensende.

Danach rostet sie vor sich hin und wird zum Veranstaltungsort umgebaut. Unsere Führung hatten wir z.B. durchgängig mit elektronischen Musikuntermalung und Partystimmung im Werkspool. Da treffen Gegenwart und Vergangenheit aufeinander.

Am späten Nachmittag machten wir uns dann doch nicht mehr zum Baldeneysee auf, sondern blieben in der Essener Innenstadt auf einige vegane Köstlichkeiten. 🙂

Dies beinhaltet einen Becher Lupineneis der Marke Madewithluve in der Sorte Schokolade. Inzwischen kann ich den Vergleich zum Milcheis nicht mehr ziehen, sondern nur noch meine Meinung dazu abgeben, ob es schmeckt. Den Preis völlig außer acht gelassen: Ja, das tut es! Der nächste Real-Markt bei uns ist für den sicheren Eistransport leider etwas zu weit entfernt - so bleibt es ein ganz besonderer Leckerbissen.

Die Pizzaria Zodiac in Essen Rüttenscheid backt grundsätzlich vegetarisch und auf Wunsch vegan mit einem Pizzakäse auf Sonnenblumen-Basis. Die esoterische Speisekarte muss man dabei in Kauf nehmen. Aber hinter der Pizza Jungfrau – die man auch als Widder bestellen darf – verstecken sich nur Champions, Sesam, grüner Pfeffer und Räuchertofu. Sehr lecker fettig knoblauchig, wenn man sie im nahe gelegenen Park im Schneidersitz auf dem Rasen verspeist.

Ein toller Tag. 🙂

LeVegan – veganes Sommerfest in Leverkusen

Wir wussten nicht so richtig was uns heute erwarten würde, als wir uns durch Regenschauer den Weg durch die Neue Bahnstadt Opladen bahnten. Auf den ersten Blick sah es um die Stände herum recht leer aus, aber das Publikum hatte Schutz unter jedem verfügbaren Dach gesucht und mampfte an veganem Fastfood. Quasi jeder Imbissstand verkauft u.a. eine Variation von Döner-Sandwich – wir entschieden uns für Las Vegans aus Bochum mir ihrer verlockenden Saté-Soße – keine schlechte Wahl.

Veganes Sommerfest Vebu

Ich gestatte mir bei solchen Veranstaltungen immer einen interessierten Blick in die Menge, wen es vor und hinter die Tische gezogen hat. Eine Mischung aus autonomem Zentrum und dem Vegetarierbund als Gastgeber trifft auf Dreads, Anti-Atomkraft, Tierschutz, Kinderschminken und grünem Stromanbieter. Da muss ich mich zunächst mit dem Brötchen in der Hand auf eine Bierzeltgarnitur setzen und alle Eindrücke verarbeiten. Clubmate in der anderen Hand – versteht sich ja von selbst.

Alternative Lebensweise gibt es in der kritischen Masse ja oft nur als Komplettpaket mit interessanter Mischung. Wer kauft Studentenfutter, wenn er die Rosinen aussortiert? Wahrscheinlich diejenigen, die mit einem dankbaren Abnehmer für getrocknete Trauben zusammenwohnen. 🙂

Man muss sich, meiner Meinung nach, nicht zwingend in eine Protest- bzw. Subkultur einkaufen, wenn man sich jenseits der eigenen Küche umschauen möchte, wie andere ohne Tierprodukte durch den Alltag kommen. Hier ist aber Vieles an einem Platz versammelt.

Ich hätte lieber bei neutraler Hintergrundmusik gegessen, als zu den Klängen eines Liebermacher-Aktivisten (für Kinder?), der sein Stück auf eine Wiederholungen des Wortes „vegan“ zum Mitsingen enden lässt. Das war mir etwas sehr platt. Aber ich saß ja auch nur still am Tisch und machte mir meine sarkastischen Gedanken. Ich unreflektierter Konsumist! 😉

Gegen eine Spende bekam ich beim Vebu noch eine Packung Pizza-„Käse“ in die Hand gedrückt, auf die ich schon sehr gespannt bin. Auch zum Thema Grüner Strom habe ich aufmerksam zugehört und eben im Internet nachrecherchiert. Keine schlechte Idee für ein paar wenige Euro mehr.

Sollte es eine Wiederholung im nächsten Jahr geben, schaue ich gerne wieder vorbei.