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Putins Rede vor der Münchener Sicherheitskonferenz 2007

Am Samstag Morgen hielt Russlands Präsident Wladimir Putin vor der Münchener Sicherheitskonferenz eine Rede, die in fast allen Medien als eine Art Rückkehr zum „kalten Krieg“ eingestuft wird. An den Gesichtern der Konferenzteilnehmer lässt sich die Überraschung ablesen, dass sie nicht mit diesen klaren Ansagen gerechnet haben.

Ausschnitte der Rede auf YouTube

Es kann natürlich sein, dass ich die politische Weltlage vollkommen falsch einschätze, doch fällt es mir schwer diese Rede so negativ aufzufassen. Ich sehe einen Staatsmann, der sich entschlossen hat die diplomatischen Höflichkeiten trotz des damit verbundenen Risikos einmal abzulegen, um die politische Weltlage aus seiner Sicht auf den Punkt zu bringen.

Natürlich muss man ihm darauf auch gleich den eigene Stall vor Augen halten: Tschetschenien, Verletzungen der Pressefreiheit und der Menschenrechte, Korruption im eigenen Land, Mafia, Militärlieferungen in fragwürdige Hand und etliches mehr.

Trotzdem steckt – meiner Meinung nach – viel Wahres in der Rede. Trotz mehrheitlicher Verweigerung der europäischen Staaten an den fragwürdigen militärischen Aktionen der USA im nahen Osten, werden die übrigen Staaten trotzdem unweigerlich in die Geschehnisse verwickelt und sei es nur, weil sie aus humanitären Gründen die Hinterlassenschaften der USA auffangen müssen. Wenn Putin eine schwelende Angst vor den USA in Worte fasst, die sich in den letzten Jahren auf der Welt aufgestaut hat, so hat er da mit Sicherheit auch recht.

Hält man Putins Worte einmal uneingeschränkt für glaubwürdig, dann spricht da ein Mann, der sicher gehen will, dass den Weltstaaten die, noch immer rosa gefärbte, Brille aus dem Gesicht gefegt wird. Der möchte, dass die atomare Abrüstung auch wirklich auf beiden Seiten ordnungsgemäß stattfindet und ebenso sichergehen will, dass die Bündnisse UN und Nato nicht als Legitimation für unrechtmäßige Gewalt missbraucht werden.

Selbstverständlich schwingt in jedem Satz auch eine große Portion Werbung einer Großmacht mit, die sich aus dem finanziellen Ruin befreit hat, aber noch immer in den Augen vieler als die heruntergewirtschaftete Sovietmacht im Erinnerung ist.

Ich bin gespannt wie die unterschiedlichen Medien diese Rede in den nächsten Tagen bewerten. Hoffentlich spielen die USA Russland nun nicht mit diplomatischem Geschick als Rüstungstreiber an die Wand.

Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich ebenfalls äußerst überrascht war, Russland als schuldenfreies Land mit großen Barreserven beschrieben zu sehen. Das Bild eines (übertrieben gesagt) fast 3. Welt-Landes mit inflationärer Währung scheint sich bei mir sehr tief verankert zu haben. 🙁

Telefonieren in den USA

Und da werfe mir noch jemand unangemessende Paranoia vor.

Wie die USA Today nun herausgefunden haben will, hat die amerikanische NSA seit Ende 2001 die Daten fast sämtlicher Telefongespräche im Inland (und bestimmt auch ins Ausland) in einer gigantischen Datenbank erfasst. Das ganze natürlich ohne Wissen der eigenen Bevölkerung und mit freundlicher Unterstützung der großen Telefongesellschaften.

Den eigenen Bürgern nicht trauen, sie ihrer Privatsphäre berauben und doch in alle Winkel der Welt die Demokratie und die Menschenrechte bringen wollen. Da passt irgendwas nicht zusammen. Ein schönes Beispiel für den Sinn und Zweck des zivilen Ungehorsams.

[1] Meldung auf tagesschau.de

Nachtrag:

Man muss sich nur mal vorstellen, was aus dieser Datenbank alles ersichtlich sein muss: Wer sind Freunde und Bekannte der Zielperson. Wo bestellt sie ihr Essen. Wo geht sie zum Friseur. Eine Beziehung ist wohl beendet worden, weil eine Nummer plötzlich nicht mehr gewählt wird. Streitigkeiten zwischen Personen führen zu einem Einbruch der Verbindungen untereinander. Komplettes Ausbleiben aller Telefonate könnte ein Urlaub oder Umzug sein. Aus der Datenbank lässt sich das soziale Netz ganz Amerikas ablesen! Anhand der evtl. gespeicherten Einwahlpunkte ins Mobilnetz lassen sich der Weg zur Arbeit, der bevorzugte Supermarkt und der gesamte Wochenablauf rekonstruieren.

Und das ganze vollautomatisch, ohne auch nur einen Mitarbeiter zur Überwachung abzustellen.

Also mir wird bei dem Gedanken ziemlich flau im Magen!