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Die Vorratsdatenspeicherung ist beschlossene Sache

Es ist ja vor einer knappen Woche durch die Presse gegangen ist:

Die Vorratsdatenspeicherung ist mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen die Grünen, FDP und Linkspartei beschlossen worden.

Damit beginnt also zu Beginn nächsten Jahres die umfassende Überwachung und Protokollierung der sozialen und beruflichen Interaktionen jedes einzelnen deutschen Staatsbürger mit seiner Umwelt. Eine gigantische Datenmenge mit viel Potential zum Missbrauch, aus der sich schon jetzt

  • Standort (Mobilfunkzelle)
  • Freunde, Bekanntschaften (Telefonate, Email)
  • Geschäftsbeziehungen
  • Freizeitgestaltung

und statistisch daraus folgende errechenbare Attribute (Geschlecht, Beziehungstatus, …) ableiteten lassen. Verteilt sind die Daten auf unzählige Anbieter von Kommunikationsdiensten.

Im Gegensatz zu Datensammlern wie Payback & Co, kann man sich gegen Datenmissbrauch durch Computer-Einbruch, illegalen Weiterverkauf und ähnlichen Machenschaften in den bald gesetzlich verpflichteten Firmen nicht mehr wehren. Daten sind in der heutigen Zeit schnell kopiert und – einmal losgelassen – nicht wieder entfernbar.

Über den staatlichen Zugriff auf die Daten mag jeder das Seine denken – aber selbst die jüngere deutsche Geschichte zeigt die Problematik von Überwachung nur allzu deutlich.

Alles ändert sich im Laufe der Zeit – nicht immer zum Guten.

Die letzte Option zur Verhinderung der Richtlinie bleibt wohl nur noch eine Verfassungsbeschwerde, die von inzwischen über 7.000 Personen (25.000 registrierte Unterstützer) angestrebt wird – koordiniert und vertreten von einem Berliner Rechtsanwalt – ohne Kosten für den einzelnen Kläger. Auch meine Vollmacht habe ich direkt am Tag nach der Abstimmung in die Hauptstadt geschickt.

Solltet auch ihr noch ein Zeichen setzen wollen, informiert euch an dieser Stelle.

Bis zum 19.11. bleiben nur noch wenige Tage.

Neu bei Tchibo: Günstige GPS-Wanze

Ab 14. August bietet Tchibo eine preiswerte GPS-Wanze von der Größe einer Handfläche an. Für den Preis von 99,95€ zzgl. einer Monatsgebühr von 9,90€ können auf einfache Weise der Standort von Fahrzeuge, Personen oder generell Dingen überwacht werden, die über einen Hohlraum verfügen, um das Gerät aufzunehmen (82.3 x 49.0 x 18.00mm (L x B x H) ohne Antenne). Darüber hinaus kann eine überwachte Person (beispielsweise der untreue Partner) über die eingebaute bidirektionale Audioverbindung, direkt nach frischer Tat kontaktiert werden. Einem spontanen Gefühlsausbruch steht also nichts im Wege!

Die für viele Fälle bereits ausreichende Akkulaufzeit von 65 – 100 Stunden, muss ggf. durch eine externe Spannungsquelle (KFZ-Bordnetz oder Zusatzakku) für längere bzw. dauerhafte Einsätze erweitert werden.

Weitere Informationen finden sie unter der unverständlicherweise sehr kindlich gehaltenen Webadresse: www.i-kids.net

Gefunden bei golem.de

Warum Gegenwehr keinen Sinn macht

Via Golem.de

Microsoft forscht derzeit daran, wie sich die Daten von Internetnutzern ausspähen lassen. Bereits jetzt soll es möglich sein, anhand des Browser-Verlaufs das Geschlecht und das Alter des Internetnutzers zu bestimmen. Microsoft erwartet, dass sich später aber auch weitere persönliche Daten in Erfahrung bringen lassen, ohne dass das ausspionierte Opfer dazu seine Zustimmung gibt. […]

Es wird mir eine Freude sein, mein Surfverhalten wöchentlich auf einen per Zufallsgenerator ermittelten Benutzertyp abzustimmen, um die Statistiken durcheinander zu würfeln. Und sollte ich mir im Hintergrund stundenlang die Musikvideos der aktuellen Charts anhören müssen, um mein ermitteltes Alter zu senken und mich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen.

Das Problem wird nur wieder sein, dass genau die Benutzergruppen das Projekt mit Methoden und Tools torpedieren, welche durch gute Computerkenntnisse und daraus resultierenden Werbeblockern für die Firmen eh keinen Wert haben. Der unaufgeklärte Benutzer verschenkt weiterhin sein Profil.

Wenn man sich dazu den Trend anschaut, dass die großen Internetfirmen nach und nach die Communities auf allen Sektoren aufkaufen, kann man die Gedankengänge dahinter gut nachvollziehen. Hat man nämlich keinen Zugriff auf den Browser der Besucher, muss man sie eben von der anderen Seite beobachten. Je breiter das eigene Sortiment an Webservices da gefächert ist, desto detaillierter und umfassender werden die gesammelten Informationen.

Sofern man sie nicht schon bereitwillig in Registrierungsformulare getippt hat. Die Zahl der Surfer, die sich z.B. regelmäßig auf einer von Google kontrollierten Seite authentifiziert, dürfte sehr hoch sein. Wie praktisch, dass der Werbevermittler im Firmensitz nur eine Tür weiter sitzt.

Telefonieren in den USA

Und da werfe mir noch jemand unangemessende Paranoia vor.

Wie die USA Today nun herausgefunden haben will, hat die amerikanische NSA seit Ende 2001 die Daten fast sämtlicher Telefongespräche im Inland (und bestimmt auch ins Ausland) in einer gigantischen Datenbank erfasst. Das ganze natürlich ohne Wissen der eigenen Bevölkerung und mit freundlicher Unterstützung der großen Telefongesellschaften.

Den eigenen Bürgern nicht trauen, sie ihrer Privatsphäre berauben und doch in alle Winkel der Welt die Demokratie und die Menschenrechte bringen wollen. Da passt irgendwas nicht zusammen. Ein schönes Beispiel für den Sinn und Zweck des zivilen Ungehorsams.

[1] Meldung auf tagesschau.de

Nachtrag:

Man muss sich nur mal vorstellen, was aus dieser Datenbank alles ersichtlich sein muss: Wer sind Freunde und Bekannte der Zielperson. Wo bestellt sie ihr Essen. Wo geht sie zum Friseur. Eine Beziehung ist wohl beendet worden, weil eine Nummer plötzlich nicht mehr gewählt wird. Streitigkeiten zwischen Personen führen zu einem Einbruch der Verbindungen untereinander. Komplettes Ausbleiben aller Telefonate könnte ein Urlaub oder Umzug sein. Aus der Datenbank lässt sich das soziale Netz ganz Amerikas ablesen! Anhand der evtl. gespeicherten Einwahlpunkte ins Mobilnetz lassen sich der Weg zur Arbeit, der bevorzugte Supermarkt und der gesamte Wochenablauf rekonstruieren.

Und das ganze vollautomatisch, ohne auch nur einen Mitarbeiter zur Überwachung abzustellen.

Also mir wird bei dem Gedanken ziemlich flau im Magen!