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FrOSCon 2008: Sonntag

Die Bahnverbindung war heute morgen etwas knapper und so war ich erst auf die Sekunde im ersten Vortrag.

In Programmdokumentation leicht gemacht – Wenn aus Hass Liebe wird wurde sehr anschaulich vermittelt, welche Personengruppen ihre jeweiligen Erwartungen an die Dokumentation eines Programmes haben – sei es der Endanwender, der Administrator, andere Entwickler oder im kommerziellen Umfeld auch der Verkäufer des Produktes. Es gab Tipps wie sich diese meist lästige Aufgabe so in die Entwicklung einbinden lässt, dass alle beteiligen Personen (sich selber eingeschlossen) mit dem Ergebnis zufrieden sind. Ein sehr schöner Vortrag mit anschaulichen Struktogrammen, der bestimmt seine Spuren in einigen OpenSource-Projekte hinterlassen wird.

Die Frage nach dem besten System zur automatischen Generierung der Doku aus dem Code heraus und dem perfekten Redaktionssystem war natürlich auch schnell auf der Tagesordnung, lässt sich aber nach Aussage der Referentin nicht allgemein beantworten. Mist!

Advanced JavaScript Programming – Features, Patterns and Techniques im Anschluss hätte ich mir auch sparen können. Nur mit meinen Grundkenntnissen aus dem Blick in den Code einige Webseiten bewaffnet, konnte ich nur resigniert den Kopf über das Klassen-Konzept und den Umgang mit Funktionen und Attributen schütteln. JS ist wohl keine Sprache mit der ich mich ernsthaft anfreunden könnte. Wenn ich mich recht erinnere, begann der Vortrag auch mit dem Eingeständnis der Bemerkung, dass im Browser halt kein ernsthafte Alternative verfügbar sei. 😛

Die folgende Keynote „Simple is hard“ von Rasmus Lerdorf, dem Erfinder der Script-Sprache PHP war wiederum ein echtes Highlight. Er begann mit einer kurzen Geschichte von PHP, das erst im Laufe der Jahre zu der umfangreichen Sprache gewachsen ist und schilderte dann die Schwierigkeiten bzw. der Unmöglichkeit, in der jetzigen Version missratene Sprachelemente zu verändern, ohne Millionen von Benutzern auf die Barrikaden zu schicken.

Im zweiten Teil machte er intensiv Werbung für den Verzicht auf PHP Frameworks, indem er das ( etwas realitätsfremde) Beispiel einer simplen Ausgabe von „Hello World“ in einem HTML Dokument unter verschiedenen Frameworks in Benchmarks vorstellte. Zur Anwendung kamen dort einige sehr interessante Tools, um sich z.B. die Aufwandsverteilung innerhalb eines Scriptes zu visualisieren, oder den Include-Baum graphisch darzustellen.

Google: Siege, strace, PECL=>gengraph.php, callgrind & kcachegrind

Die großen Frameworks lieferten dabei natürlich katastrophale Ergebnis, weil unzählige überflüssige Bibliotheken geladen wurden. Die Feststellung, dass dabei gerade redundante „require_once“ Anweisungen die Performance signifikant verschlechtern, war (zumindest für mich) überraschend.

Den Folien zum Vortrag gibt es bereits im Netz unter folgender URL: http://talks.php.net/show/froscon08

Einige (zum Teil nur sinngemäße) Zitate:

„Whenever PHP sucks, it has a historical reason.“

„I hate them all!“ (Anm.: die Frameworks)

„Using frameworks ist killing the enviroment“

„Lerdorf: Require_Once is evil.

Zuhörer: Why is it part of PHP?

Lerdorf: *silence*“

Es gab also Hinweise, wie man gutes PHP programmiert und woher das schlechte Image der Sprache herrührt.

How to design and build an inexpensive distributed file system war ein Überblick, wie sich OpenAFS und Hadoop für verteilte Dateisysteme einsetzen lassen und wie eine typische Installation aussieht. z.B. Verteilung der Dienst/Aufgaben auf eine Anzahl von physikalischen Servern.

Auch hier war der Vortrag gegen Ende auf einem Level, das sich eher an die anwesenden Admins richtete, die ein solches System evtl. selber aufbauen und skalieren wollen. Für mich also ein Blick über den Tellerrand.

In Clusterbau mit Linux-HA Version 2 wurden nach einer größeren Einführung in „heartbeat“, die Neuerung der Version 2 vorgestellt und mögliche Einsatzfälle durchgespielt. Von der Software und der groben Funktionalität hatte ich zwar schon einmal gehört, aber nun bin ich halt um das Wissen reicher, dass mehr als nur ein Hardwaredefekt oder ein Programmabsturz als Bedingung für die Übernahme eines Services durch Backuprechner herhalten kann.

Systemmonitoring mit Nagios brachte dem Zuhörer die Einsatzmöglichkeiten einer zentralen Überwachung der Unternehmens-Hardware näher. Von Parametern der Dienste und Server, über Umgebungsdaten der Rechenzentren, bis hin zu Füllständen der Netzwerkdrucker, lassen sich mit unzähligen PlugIns Daten zusammentragen und auswerten, um Missstände gemäß erstellter Richtlinien den verantwortlichen Personen zu melden (Email, SMS, ….) oder vollautomatische Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Daten können darüber hinaus auch archiviert (z.B. als Beleg der Verfügbarkeit) und dem Nutzer visualisiert werden (z.B. CPU-Last …).

Systemadministration++ – Was in der Praxis wirklich hilft hätte auch unter dem Titel „Wie ich ein guter Administrator werde“ im Programm stehen können. Es gab Tipps zu Fehlervermeidung (Root-Konsolen rot einfärben, …) und unzählige Appelle, wie in der täglichen Arbeit vorgegangen werden sollte (z.B. nicht am Produktivsystem herumspielen, testen testen testen, kleine Änderung -> große Auswirkungen, …).

Ich hatte also auch heute wieder die gesunde Mischung aus Themen, die ich am eigenen Rechner ausprobieren kann und technischen Verfahren, die ihre Anwendung oft nur in Hochverfügbarkeits-Rechenzentren finden. Darüber hinaus die Erkenntnis, dass Club-Mate (3x Gratisgutschein bei Anmeldung) so schmeckt, wie Tabak riecht und trotzdem einigermaßen trinkbar ist. 🙂

Hoffentlich habe ich auch im nächsten Jahr Zeit zur FrOSCon zu gehen, denn diese Mischung aus Messe, Konferenz und Geektreffen hat wirklich etwas für sich.

Die Unterlagen und Videos der Vorträge sollen auch dieses Jahr ihren Weg ins Netz finden, es lohnt sich also, die Webseite in einigen Wochen noch einmal zu durchstöbern. http://www.froscon.de

Folgendes werde ich nächste Woche selber austesten, damit die Erinnerung nicht zu schnell schwindet: OpenVZ, Xen, multiple X-Server und Grafikkarten, Wmii, Nagios und evtl. die Cluster-Geschichten in Zusammenhang mit virtualisierten Server (was zugegebenermaßen etwas sinnlos ist, aber funktionieren sollte).