Archiv der Kategorie: Unterwegs

Mein Rad ist da!

Die vollen drei Wochen musste ich warten, wie es meinen Händler prophezeit hat: Eben vor Geschäftsschluss hab ich es abgeholt und die erste Spritztour nach Hause gemacht.

Das Fahrgefühl und besonders die Sitzposition sind schon anders als bei meinem Mountainbike – der Rücken ist deutlich aufrechter und die Straßenreifen machen keinen Mucks, obwohl die Laufflächen beim MTB inzwischen auch vom Modell „Slick“ sind. Den Kaufpreis konnte ich leider kein Bisschen herunterhandeln (wie auch bei allen anderen Händlern in der Nähe), nur ein zweiter Getränkehalter war noch drin.

Zuhause angekommen kam es mir falsch vor, das neue Rad nach nur 2km Fahrt gleich in den Keller zu stellen, also hab ich es hochkant in den Fahrstuhl buchsiert.  Jetzt steht es so lange dekorativ im Wohnzimmer, bis Andrea es am Wochenende vor die Tür setzt. Der Traum von der  „Garagenwerkstattwohnung“ scheint ein rein männliches Phänomen zu sein.

Am letzten Wochende hab ich auch den neuen Schlafsack ausprobiert, der mich auf der Fahrt nach Finnland begleiten soll. Die 800 Gramm auf vergleichsweise kleinem Raum hatten schon Schwierigkeiten mich in der ersten Nacht bei 6-7°C warm zu halten. Erfroren bin ich natürlich nicht – trotzdem hoffe ich auf einen (nicht zu) warmen August. Das Trekkingzelt für 2 Personen ist (leider) trocken geblieben. Es wäre natürlich interessanter gewesen, die Dichtigkeit in Feldeinsatz überprüfen zu können, bevor später das böse Erwachen kommt. Der Zeltboden hat nämlich die gleich (dünne) Stärke, wie das Obermaterial.

Bei der Schlafsacksuche bin ich im Internet auch über den Begriff Biwaksack gestolpert. Ab Hamburg bin ich ja alleine unterwegs und könnte bei der Unterkunft noch spartanischer werden. In diesem Säcke packt man sich mit Schlafsack wasserdicht ein und kann ohne Zeltaufbau einfach unter dem nächsten Baum campieren – nur ein kleines Netz am Kopfende für die Atemluft und als Mücken schutz. Allerdings scheinen die Biwaksäcke im unteren Preissegment ein Problem mit der Entlüftung (Kondenswasser) zu haben. Sollte ich in der nächsten Woche mal einen Nachmittag nichts Wichtigeres zu tuen haben, wollte ich dem Kölner Globetrotter einen Besuch abstatten und mich beraten lassen. Mir graut es schon vor den Preisen. Im Outdoorbereich ist irgendwie alles schrecklich teuer …

Mit dem Rad nach Norden

Start der Fahrradwoche bei einem großen deutschen Lebensmittel-Discounter. Um kurz nach 8 stand ich mit Andrea und einigen anderen Verrückten an den Wühltischen und habe den Einkaufswagen voll gepackt. Zwei Radhosen, Jacke, Regenhose, Helm, Erste-Hilfe-Set, Rad-Tacho, Handschuhe, Shirt und Gepäcktaschen – über 70€ hab ich dort gelassen.  Puuh.

Zwei Teile gehen noch zurück, weil sie nicht passen – aber auch beim Rest will ich mir lieber nicht ausrechnen, was sie im Fachgeschäft gekostet hätten. Bei meinem neuen Trekkingrad bin ich inzwischen zu 95% sicher, dass es das Giant Freerider RS Lite GTS wird. Der Markt ist zwar noch immer undurchschaubar, aber an einem örtlichen Händler komme ich einfach nicht vorbei. Auch wenn ich immer wieder höre, dass die echten Schnäppchen irgendwo im Netz zu finden sind, finde ich sie wohl einfach nicht. Und eine ordentliche Probefahrt ist mir schon mehr als wenige Euro Ersparnis wert.

Und was hab ich mit dem ganzen Zeug vor?

Kurz: Ich fahre im August mit dem Rad von Deutschland nach Finnland. 🙂

Lang: Andrea macht an der Universität von Helsinki ein dreimonatiges Praktikum, das auch in meine gesamten Semesterferien fällt. Also hab ich mir in den Kopf gesetzt, sie dort nicht nur zu besuchen, sondern auch den Hinweg aus „eigenem Antrieb“ zu schaffen. Von Leverkusen an die deutsche Küste, durch Dänemark, Schweden und ein kleine Ecke Finnland – mit dem Routenplaner etwa 1800km für die ich einen Monat Zeit habe, bis mich ein Flugzeug zurück bringt. Da der Flug bereits gebucht ist, kann ich jetzt auch keine kalten Füße mehr bekommen. 😛

Die Tatsache, dass Niko mir auf der Deutschland-Etappe Gesellschaft leistet, freut mich besonders. Er wäre sogar bis Helsinki mitgefahren, würde meine Klausurphase nicht die 3. und 4. Woche der Schulferien blockieren. So erfolgt die Flucht aus der Zivilisation immerhin in Etappen:

Von deutschen Zeltplätzen und Jugendherbergen in netter Gesellschaft, zu dänischen Zeltplätzen, bis ich dann in Schweden und Finnland – dem Jedermannsrecht sei Dank – in der Wildnis mein Lager aufschlage und mich dort in der Hochsaison gegen Insektenschwärme verteidige bzw. gegen die größere Variante: den Bären.

Die genaue Route steht noch nicht fest – dafür trage ich so langsam das Material zusammen und lege in Zukunft jede Wegstrecke, die ich bewältigen kann, mit dem Rad zurück.

Soweit so gut. Ihr seht, es werden noch zahlreiche Einträge über die Vorbereitungen folgen müssen. 🙂

Bahngeschichten 4

Eine Unterhaltung zwischen zwei Mädels Anfang 20 hat mir heute die Fahrt nach Opladen verkürzt.

Die ältere (mit etwas rauchiger Stimme) erzählte von einer kürzlich bei ihr stattgefundenen Hausdurchsuchung und einigen Details am Rande. Man konnte die beiden im ganzen Abteil hervorragend verstehen, dabei hatte ich sogar die ganze Zeit Stöpsel in den Ohren. Es war eine Drogenrazzia und bei ihr wurden das gebräuchliche Handwerkszeug (Tütchen, Waagen (sogar die kaputte!) und geringe Mengen einer verbotenen Substanz gefunden – welche, ergab sich aus dem Gespräch leider nicht. Darauf folgten Kommentare über die Vernehmung bei der Polizei. „Die haben nen Abdruck von der ganzen Hand gemacht – wie bei Sexualstraftätern“. „Die haben mir in meiner eigenen Bude das Rauchen verboten“.

Dann kam die Sprache auf den Anlass für die Durchsuchung: Ein Bekannter der beiden ist mit 1g Substanz X erwischt worden und hat wohl bei der Vernehmung einen Großteil des Freundeskreises angeschwärzt. Tja, man lebt so wohl nicht ganz ungefährlich …

Mitten in der angeregten Diskussion, wer nun aufgrund welcher Vorstrafen mit welchen Konsequenzen zu rechnen hat, sind sie dann ausgestiegen.

Als der Zugführer kurz nach Köln-Mülheim 5 Minuten Wartezeit durch eine Zugüberholung durchsagte, kam es zu einer interessanten pantomimischen Unterhaltung zwischen mir und zwei anderen MitfahrerInnen auf dem 4er gegenüber. Nach einem ersten Blickkontakt kamen wir mit Hilfe von Mimik und Gesten still überein, dass wir uns nicht sicher waren, ob wir uns über die Verzögerung nun ärgern oder freuen wollten. 🙂

Ich hätte nicht gedacht, dass man sich im Zug so unbefangen bzw. gedankenlos unterhalten kann. Die Drogen und der Kontakt mit der Exekutive scheint bei ihnen wirklich zu Alltag zu gehören.

FrOSCon

Dieses Wochenende werde ich auf der FrOSCon in Sankt Augustin bei Bonn verbringen. Dort in der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg findet nun zum dritten Mal eine Tagung rund um freie Software statt.

Im Programm stehen eine ganze Reihe von Vorträgen, die mich näher interessieren: z.B. eine Einführung in die Virtualisierung mit Xen, die Minix 3 Keynote und der X-Server Workshop am Samstag (für den ich mir noch dringend ein Ubuntu auf den Lappi installieren muss – und nein, nicht nur, weil ich bestimmt schon beim Booten von Vista aus den hinteren Reihen mit Papierkügelchen eingedeckt werde ). 😉

Am Sonntag höre ich mir „Programmdokumentation leicht gemacht„, „Clusterbau“ und „Systemadministration++“ an, was mir höchstwahrscheinlich ein paar Stufen zu hoch sein wird, aber hoffentlich den Horizont erweitert.

Die FrOSCon ist die erste Veranstaltung dieser Art, die ich besuche – entsprechend bin ich gespannt, wie sich das Publikum zusammensetzen wird. Ich erwarte eine Menge nerdige T-Shirts mit OS-spezifischer Propaganda … 😉

Texel 2008

Nach dem gröbsten Umzugs-Stress haben wir uns ganz kurzfristig entschlossen doch noch eine Woche Urlaub an der Küste zu machen. Unsere geplante Fahrt nach Dänemark musste leider ausfallen, da uns zum einen die Zeit fehlte und zum anderen mein Corsa die neue Angewohnheit hat, nicht mehr anzuspringen und auch während der Fahrt Dinge zu machen, die mir auf der Autobahn nicht gefallen würden. Mit Andreas Flitzer wollten wir die Entfernung gering halten. Also fiel unsere Wahl einmal mehr auf unsere nord-westlichen Nachbarn.

Während der Sommerferien sind die Zeltplätze auf Texel wirklich gut ausgebucht – kein Vergleich zu den himmlischen Verhältnissen im Herbst. Dienstag stand unser Entschluss fest, Mittwoch morgen reservierten wir einen preiswerten Zeltplatz ohne Stromanschluss, am frühen Abend stand bereits das Zelt. 😉

Der Campingplatz „Koogerstand“ liegt direkt in den Dünen vor De Koog nur eine Erhebung vom Wasser entfernt. Je nach Platz sind die Wege zu den Waschhäusern zwischen „direkt nebenan“ und „einen Fussmarsch entfernt“. Uns hatte es in die äußerst südliche Ecke verschlagen und die Strecken zu Trinkwasser und Sanitärgebäude waren auf der Kippe zum Lästig sein. Aber wer wird sich beim Camping schon über so etwas beschweren …

Bereits am nächsten Tag kam der Wetterumschwung, auf den wir spekuliert hatten. Knallige Hitze, abgesehen von kleinen nächtlichen und vormittäglichen Schauern zum Ende, während des ganzen Aufenthalts. Eine ganz neue Erfahrung an der Nordsee richtig ins Wasser zu können und einen faulen Tag am Strand zu liegen. Gegen Sonnenbrand und Asitoaster-Bräune konnte ich mich aber mit reichlich Faktor-50-Sonnenmilch zur Wehr setzen.

Den obligatorischen Einkaufsbummel in Den Burg und die Radtour zum Leuchtturm haben wir uns auch dieses Mal nicht entgehen lassen – der Fokus lag aber auf Entspannung pur.

Merkzettel für das nächste Mal: Campingstühle nicht vergessen, Dichtungen der Kühlbox überprüfen, ordentliches Brot mitnehmen, Kleidung etwas optimistischer gemäß der Wetterprognose packen.

In der Bahn mit Asimov

Mein Schlaf wurde letzte Nacht doch noch einmal auf die Probe gestellt – mein Bastel-Ventilator ging zwar nicht in Flammen auf, fiel aber gegen 3 Uhr durch Eigenvibration ausgelöst der Gravitation zum Opfer und riss mich scheppernd aus den Träumen.

Ob diese nächtliche Störung dann auch heute morgen Schuld daran war, dass ich erst nach zwei Stationen meinen fehlenden Rucksack bemerkte? … mag schon sein. 😉 Nach einer weiteren Fahrt zurück zu meinem Auto, konnte ich mich weiter in die richtige Richtung rollen lassen.

Kurz vor 7 saß ich dann heute abend wieder am Deutzer Bahnhof und wartete mit Asimovs Foundation Triologie in den Händen auf die RE 7. Der Tag war zwar lang (wenngleich befriedigend lehrreich), aber das Buch ist bereits auf den ersten Seiten einfach nur fantastisch – die halbe Stunde Wartezeit (versteckt hinter dem Aufgang zum Bahnsteig) verging wie im Flug und im hoffnungslos überfüllten Zugabteil quetschte ich mich einfach neben der Tür auf den schmutzigen Boden. Dort hätte ich auch noch locker meinen Bahnhof verpasst, wäre ich nicht unsanft durch den Zugbegleiter aus den Gerichtssälen Trantors gepfiffen wurden.

Streikvorteil

Auch wenn es so langsam langweilig wird – morgen wird mal wieder gestreikt. 😉

Meine beiden möglichen Linien kommen im überaus sinnigen Abstand von ein paar Minuten im Stundentakt. Der Ersatzfahrplan der Linie RB 48 enthüllt aber auch ein paar Informationen, die AFAIK so nicht in den normalen Fahrplänen stehen. Nämlich Kilometerangaben zu jedem einzelnen Bahnhof!

Nun weiß ich, dass auf meiner Fahrt von Solingen nach Köln Messe rund 27 km Schiene unter mir hinwegsaust. Wenn ich das nächste Mal Langweile habe, rechne ich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Teilstrecken aus – ganz ohne GPS.

Der zweite Vorteil ist das Dateiformat- ein Excel-Sheet, das ich ganz einfach zu meinem neuen persönlichen Fahrplan ausbauen kann, weil die ausfallenden Bahnen einfach nur durchgestrichen wurden.

Sehr praktisch. Aktualisiert schnell eure Datenbestände!

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Wenn der Deckel klemmt

Ich fahre noch immer jeden Morgen mit dem Bus zur FH. Warum? Weil die Haltestelle schön in der Nähe liegt und ich in den letzten tagen um jede Stunde Schlaf ringen musste. Auf den letzten Kilometern wird mir noch immer regelmäßig speiübel. Bemerkenswerter Weise tritt das Unwohlsein mit einer spannenden Lektüre in den Händen später ein – womit ich mich wohl von vielen anderen unterscheide.

An der Haltestelle – auf den Bus nach Hause wartend – durfte ich mir anschauen, wie Mitarbeiter der Bahn (möglicherweise auch der Stadtwerke) mit einem klemmenden Deckel zu einem Kabelschacht umgehen – so ein schweres Teil aus Beton mit Metallrahmen, ähnlich den kleinen gewöhnlichen Kanaldeckeln.

Es standen mindestens 7 Personen ratlos und diskutierend vor der verschlossenen Öffnung, die sich keinen Millimeter aus ihrer Verankerung heben lassen wollte. Zwei Männer mit den Spezial-Hebewerkzeugen hoben sich zunächst einen Wolf. Ein Lieferwagen voller Werkzeug wurde an der nahen Straße geparkt und ausgeladen: Mehrere Bretter, Eisenstangen und Rohre wurden ausgeladen und neben dem Schacht platziert. Ein Arbeiter begann mit einem riesigen Brecheisen rhythmisch auf den Spalt zwischen Deckel und Verankerung einzudreschen. Nach einigen Minuten sah er ein, dass seine Methode nicht zum gewünschten Erfolg führte und holte den Plan B aus dem Lieferwagen.

Ein Presslufthammer von der Größe eines Bodenverdichters wurde lautstark in Betrieb genommen und zertrümmerte – auf der klemmenden Kante aufgesetzt – gleich die umliegenden Pflastersteine mit. 😉 Immerhin konnte der Deckel auf diese Weise bis zu einem kleinen Spalt aufgestemmt werden, bis er wieder verkantete.

Dies war wieder das Stichwort für die Meister der Brechstangen, die ihre Chance sahen, sich über wahrscheinlich sämtliche Arbeitsvorschriften hinwegzusetzen. Da wurde zu zweit auf der Eisenstange herum gesprungen, bis die Personen ihren vorhersehbaren Abflug machten und nur so über den Gehweg purzelten. 🙂 Ein böser Junge hätte sich für ein Video der Situation bestimmt ein paar hundert Euro bei den bekannten Pannenshows verdienen können.

Knappe 20 Minuten später war die Operation aber doch geglückt und es wurde zunächst ein wassergefülltes verstopftes Schmutzsieb herausgezogen und ein paar Meter weiter zur Hälfte in den nächsten Kanal entleert, bis jemand anmerkte, dass diese Aktion das Problem möglicherweise nur um wenige Meter verlagern könnte. ^^

Dann kam leider auch schon mein Bus – sonst könnte ich euch möglicherweise auch noch mitteilen, wie viele Arbeiter nach der Anstrengung – eine Zigarette rauchend – in das gähnende Schwarz gestürzt sind.

Lustige Truppe. Hab vergessen den nächsten Punkt ihrer Tournee zu erfragen.