Archiv der Kategorie: Modern Life

Insel der Eidechsen

wpid-dsc9867.jpgDer trockenste Ort von Madeira, die Halbinsel São Lorenco, liegt im Nordosten hinter der Stadt Canical. Mit dem Bus fährt man bis Baia d’Abra zum Parkplatz und wandert los. Auf den roten Felsen wächst nur wenige Zentimeter hoch dürres Gras, sukkulentes Grün und Disteln. Dazwischen schlängelt sich der staubige Weg über Plateaus, und mit Drahtseilen gesichert an schroffen Klippen entlang. Man wäre selbst als einziger Besucher des Tages nie alleine unterwegs, sondern stets beobachtet von den neugierigen Augen zahlloser Eidechsen, die ihren Teil der Sonnenstrahlen abhaben wollen.

Die erste Hälfte des Hinwegs blies uns ein feiner Nieselregen entgegen, dem wir mit der Wahl unserer Wanderung eigentlich entgehen wollten. 🙂 Dieser hielt aber nicht lange an, so dass die Sicht auf die beeindruckenden Abhänge ins Meer frei war. Bei den Farben sind alle Braun- und Rottöne bis ins Gelbe in Farbverläufen vertreten – wir vermuten, dass dies der alte Meeresboden ist, der nun die Urlaubsinsel bildet. Durchzogen wird er von breiten schwarzen Linien vulkanischen Gesteins, das auch weniger verwittert hervor sticht.

Nach einiger Zeit entdeckt man die Oase aus einem haben Duzend Palmen, Picknicktischen und einem Besucherzentrum hinter dem nächsten Felsgrad. Dahinter kommt der steilste Abschnitt bis zum Aussichtspunkt.
Bei den hohen Temperaturen die sich inzwischen eingestellt hatten, nutzten wir jede Möglichkeit die Aussicht in unserem Rücken zu würdigen.

Die Touristen haben die Eidechsen auf der Spitze fast zahm gefüttert. Wir brachen Stücke eines zurückgelassenen Schokokekses ab und waren bald umringt von kleinen Dinosauriern, die uns in die Finger zwickten und sich auch auf die Hand nehmen ließen. Irgendwann flitze ein Großteil in Ritze und Spalten davon, da sich ihr Fressfeind, nur einen Meter von uns entfernt, aus den Wolken hinabgelassen hatte und nun seinen Anteil am Festschmaus einforderte.

Der Rückweg war deutlich wärmer und sonniger mit viel knalligeren Farben der Landschaft, so dass wir an den meisten Aussichtspunkten ein weiteres Mal die Kameras zückten.

Der Bus war gerade erst abgefahren, so dass wir die Straße entlang, an einer wieder sehr verlassen wirkenden  Gated Community/Resort im Stile eines mittleren Dorfes, bis zum kleinen Traumstrand „Prainha“ liefen, wo wir aber nur einen Blick von der Straße riskierten, bevor der Bus uns einholte.

Inzwischen haben wir unser endgültiges Zimmer bezogen – mit Blick auf unseren kleinen (und kalten) Pool, an dem wir bestimmt noch einige Bücher verschlingen werden.

Hallo Madeira

Madeirawpid-dscn4576.jpg empfängt uns an einem stürmischen Nachmittag. Die Sonne brach auf dem Weg vom Flughafen bis ins Zentrum von Santa Cruz aus den Wolken. Dann zogen langsam wie angekündigt die Wolken von Norden über die Insel. Der Empfang im Hotel brachte gleich eine Überraschung – Wasserrohrbruch – eine Etage inklusive unserem Zimmer steht unter Wasser und wir müssen für eine Nacht im Ortskern untergebracht werden. Wir sind gespannt, ob es dabei bleibt.

Der Badebereich an der Uferpromenade zeigt die rote Flagge – nur ein paar hartgesottene Portugiesen sind im Wasser, bleiben aber an den Eisenleitern der Betonstege, die einige Meter ins Wasser reichen. Man merkt, das man sich hier mitten im wilden Atlantik befindet, der die kiloschweren schwarzen Vulkansteine zu Kieseln formt und in der Brandung zu Wällen auftürmt.

Irgendetwas ist allerdings in den letzten Jahren hier im Dorf passiert. Sehr viele Leerstände – ein Geistereinkaufszentrum in dem sich laut Tripadvisor die beste Pizzeria befinden sollte. Das Strandbad mit zwei Pools wird scheinbar auch nicht mehr verwendet oder war nur heute verlassen. Entweder fallen hier zum Wochenende die Touris aus den Hotels oder naja …  die Wirtschaftskrise.

Wir werden morgen mit dem Bus nach Norden bis Canical fahren und die Halbinsel São Lourenco erkunden. Diese wird für alle Fälle in allen Reiseführern als Wetterfest bezeichnet.

Schöne Grüße von der Blumeninsel! ☺

LeVegan – veganes Sommerfest in Leverkusen

Wir wussten nicht so richtig was uns heute erwarten würde, als wir uns durch Regenschauer den Weg durch die Neue Bahnstadt Opladen bahnten. Auf den ersten Blick sah es um die Stände herum recht leer aus, aber das Publikum hatte Schutz unter jedem verfügbaren Dach gesucht und mampfte an veganem Fastfood. Quasi jeder Imbissstand verkauft u.a. eine Variation von Döner-Sandwich – wir entschieden uns für Las Vegans aus Bochum mir ihrer verlockenden Saté-Soße – keine schlechte Wahl.

Veganes Sommerfest Vebu

Ich gestatte mir bei solchen Veranstaltungen immer einen interessierten Blick in die Menge, wen es vor und hinter die Tische gezogen hat. Eine Mischung aus autonomem Zentrum und dem Vegetarierbund als Gastgeber trifft auf Dreads, Anti-Atomkraft, Tierschutz, Kinderschminken und grünem Stromanbieter. Da muss ich mich zunächst mit dem Brötchen in der Hand auf eine Bierzeltgarnitur setzen und alle Eindrücke verarbeiten. Clubmate in der anderen Hand – versteht sich ja von selbst.

Alternative Lebensweise gibt es in der kritischen Masse ja oft nur als Komplettpaket mit interessanter Mischung. Wer kauft Studentenfutter, wenn er die Rosinen aussortiert? Wahrscheinlich diejenigen, die mit einem dankbaren Abnehmer für getrocknete Trauben zusammenwohnen. 🙂

Man muss sich, meiner Meinung nach, nicht zwingend in eine Protest- bzw. Subkultur einkaufen, wenn man sich jenseits der eigenen Küche umschauen möchte, wie andere ohne Tierprodukte durch den Alltag kommen. Hier ist aber Vieles an einem Platz versammelt.

Ich hätte lieber bei neutraler Hintergrundmusik gegessen, als zu den Klängen eines Liebermacher-Aktivisten (für Kinder?), der sein Stück auf eine Wiederholungen des Wortes „vegan“ zum Mitsingen enden lässt. Das war mir etwas sehr platt. Aber ich saß ja auch nur still am Tisch und machte mir meine sarkastischen Gedanken. Ich unreflektierter Konsumist! 😉

Gegen eine Spende bekam ich beim Vebu noch eine Packung Pizza-„Käse“ in die Hand gedrückt, auf die ich schon sehr gespannt bin. Auch zum Thema Grüner Strom habe ich aufmerksam zugehört und eben im Internet nachrecherchiert. Keine schlechte Idee für ein paar wenige Euro mehr.

Sollte es eine Wiederholung im nächsten Jahr geben, schaue ich gerne wieder vorbei.

It’s my LIFE

Coca Cola Life

Coca Cola Life

Beim Einkauf fiel mir heute das erste Mal bewusst die „neue“ Stevia-Variante von Coca Cola auf. Ein Blick auf die Zutatenliste machte mich noch neugieriger, weil neben dem gewohnten Zucker an zweiter Stelle keine der üblichen Verdächtigen aus dem Süßstoffsektor (Cyclamat, Acesulfam K, Aspartam) vertreten war. Mit ordentlich Durst kann ich Vieles in mich hineinschütten, aber säure-unterstützter Zuckerflash ohne unangenehmen Nachgeschmack kann ich weder Light noch Zero bescheinigen.

Den süßen Pflanzenextrakt einzuordnen, fällt wie so oft schwer. Die zugelassenen Mengen in Lebensmitteln sind in Deutschland so beschränkt, dass sich Stevia nicht als einziger Ersatzstoff für Null-Kalorie-Produkte eignet, die ausgesprochen süß schmecken sollen. Der Kommentar im Wikipedia-Artikel, dass alle Gen-schädigende Wirkungen aus dem Tierversuch bei einer täglichen Dosis vom halben Körpergewicht nachgewiesen wurden, liest sich zumindest witzig und zerstreut die größten Bedenken. 🙂

Coca Cola kleckert nicht mit einem halbherzigen Produktnamen und nennt die neue Cola ganz bescheiden Life. Oh my …

Ein weiteres Produkt, bei dem man sich mit dem Konsum auf einfachste Weise einer Subkultur der Gesundheitsbewegung anschließen kann – wenn man in diesem Fall beide Augen zudrückt, da es „nur“ knapp 40% weniger Zucker sind, die man seinem Körper für den Genuss einflößt. 😛

Der Geschmack ist ordentlich. Mir fehlt noch der direkte Vergleich zum Original-Rezept, aber ich würde mich da in Zukunft schon umstellen können – vielleicht sogar wollen. Wenn mir bei der Bestellung der Name denn so über die Lippen kommt, dass es mir nicht zu albern vorkommt. „I have no life, give me one!“ (Kalauer beabsichtigt)

Das PR-Team von Coca Cola wird sich bei Produkteinführung bestimmt geärgert haben, dass sie bereits 2001 den Slogan „Life tastes good“ ausgerechnet mit Bon Jovi „It’s my life“ verbraten haben. Haha!

London Tag 1

Nachdem im Eurotunnel ein technischer Defekt unsere Abfahrt verzögert hatte und wir mit nur zwei Stunden Verspätung um 9:30 in London ankamen, wollen wir uns zunächst einen Überblick verschaffen. Mit HopOn-Bus und Schiff haben wir nun die größten Touristen-Magnete bereits von außen gesehen.
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Der Verkehr in der Stadt platzt aus allen Nähten. Zu bestimmen Zeiten kommt kein Bus mehr durch und an den Kreuzungen der Metro bilden sich Menschentrauben, die unter die Erde wollen. Am Mittwoch ist unser Tag der Museen, den wir uns mit Blick auf den anstrengenden Donnerstag etwas ruhiger gestalten wollen. Picknick im Hydepark sofern das Wetter mitspielt.

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Zum Spiel sage ich besser nichts. 🙂 Nach dem 5. Tor habe ich im Pub ein zweites Strongbow bestellt und heimlich Brasilien die Daumen gedrückt.

Glas im Auge

Mir kam soeben folgender „Was wäre wenn …“ Gedanke:

Google entwickelt sein „Project Glass“ nur aus dem Antrieb, das Eindringen der Technik in die menschliche Wahrnehmung auf die technisch höchst-mögliche Spitze zu treiben. Nicht, um das Produkt in absehbarer Zeit gewinnbringend zu verkaufen, sondern um eine gesellschaftliche Diskussion anzustoßen ohne sich dabei den Ruf als Technologie-Unternehmen zu versauen.

Was wäre, wenn der entscheidende Manager bei Google auf einer Bahnfahrt mit wachsendem Unbehagen die Smartphone-Zombies um sich wahrgenommen hat? Augen auf dem Display, Stöpsel im Ohr – ohne eine Gesichtsregung, egal ob der Witz des Tages oder die bewegendsten Nachrichten unter den störenden Reflexionen der Fensterscheiben herunterscrollen.

Also verwirklicht man den Traum eines überzeugten Mitarbeiters und baut das erste Gerät, was sogar Technologie-Fetischisten die Stirn in Falten legt. Definitiv effektiver als der Versuch mit mahnender Stimme die fütternde Hand zu verschrecken.

Darüber muss ich mal abseits aller Verschwörungstheorien nachdenken. Vielleicht mache ich unterwegs zu selten „gar nichts“ – dieser mysteriöse Zustand, in dem einem die besten Ideen kommen.