Siladen

Wir waren zur rechten Zeit im Hafen von Manado angekommen. Im Wasser schaukelte einige Boote und über Holzplanken wurden Waren vom Markt über die angeschütteten Steine eingeladen. In die Lücken zwischen den Blöcken sprangen Ratten auf der Suche nach Müll herum.

Die Niederländerinnen stiegen schnell in ein Boot nach Bunaken, während wir den Versuch unternahmen, uns nach freien Zimmern bei Tante Martha zu erkundigen. Die Bungalows liegen auf der kleinen Insel nämlich eingeschlossen zwischen Ressorts jenseits unseres Budgets, so dass diese Information die Wahl der Insel beeinflusst hätte. Irgendwann fand sich aber eine hilfreiche Seele mit den richtigen Kontakten und wir stiegen mit einem guten Gefühl auf ein recht leeres Boot.

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Dies füllte sich in den nächsten 90 Minuten bis zur Abfahrt mit Wellblech, Lebensmitteln, Trinkwasser, einer Klotür und Insulanern. Ein junger pausenlos kläffender Dackel wurde durch eine Öffnung in den Laderaum verbannt und hatte daraufhin einige Minuten damit zu tuen, den abtrennenden Vorhang auseinander zu nehmen.

Irgendwann wurden doch die Leinen gelöst und abgelegt. Über dem Hafenbecken thront aktuell die Baustelle einer großen Brücke, deren Enden noch nicht verbunden wurden. Drei Einheimische sprangen bei Bunaken auf den Steg, in Siladen waren es nur wir zwei, die unsere schweren Rucksäcke trocken über die Lücke werfen mussten. Ein Betonpfad verbindet die wenigen Anlagen an der Westseite – selbst für ein Mofa ist die Insel zu klein. Vielleicht steht allerdings aber irgendwo in einem Hinterhof ein kleiner Einachser.

Wir wurden freundlich empfangen und bezogen einen geräumigen Bungalow direkt am Strand. Ein Paar aus Frankreich war bereits einige Tage vorher angekommen. Wir packten gar nicht groß unsere Sachen aus, sondern warfen uns gleich mit Schnorchel und Maske in die Wellen.

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Einige Meter Seegras mit vereinzelten Seeigeln waren zu überschwimmen, bevor wir zwischen den Korallen waren. Im Riff fällt der Boden zunächst nur wenig ab, bis er schlagartig im blau versinkt. Die Zusammensetzung der Lebewesen hier ist leicht anders als auf den Togian Islands – vieles ist weich und wiegt sich in der Strömung, die je nach Tageszeit wechselnd an der Insel vorbei strömt. Mal wird man kräftesparend mitgezogen, mal sich an den Strand zurück kämpfen.

Belohnt wurden wir für die Anstrengungen während unseres Besuchs u.a. mit großen farbigen Fischschwärmen, einer braunen weiß-gepunkteten Muräne und einem roten Feuerfisch in bestem Licht. Nur die Schildkröte wollte einfach nicht aus der Tiefe auftauchen.

Die zweite Nacht brachte eine ziemliche Überraschung in Form eines waschechten Orkans. Ich bin jetzt noch erstaunt, dass uns das Wellblechdach nicht über unseren Köpfen abgerissen wurde. Die Holzbungalows sind nicht gerade winddicht gebaut, sondern haben zwischen Wänden und Dach bestimmt 50cm Platz, um bei gutem Wetter zusammen mit der Natur aufzuwachen. Bei horizontalem Regen und Wind, bei dem man die Türen nicht einmal alleine geschlossen bekommt, wird allerdings alles im Innenraum nass und der Schlaf im Sprühnebel unter einem flatternden Moskitonetz eine gänzlich neue Erfahrung. Versteht mich nicht falsch – das sind Momente im Urlaub, die zumindest ich absolut genieße.

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Am nächsten Morgen war der Strand übersät mit angeschwemmtem Müll und Seegras. An jeder Ecke wurde wieder zusammengenagelt, was sich in der Nacht gelöst hatte. Wir nahmen den plötzlichen Wechsel zwischen herrlichem Sommerwetter und Sturm zu Anlass, unseren Transfer zum Flughafen von Manado mit reichlich Luft für Unwetter zu planen.

Deshalb nahmen wir bereits am nächsten Nachmittag ein Speedboat aufs Festland, nachdem man uns mal wieder nach einem Missverständnis erst in der Nacht nach Manado bringen wollte. Es dauerte ein ganze Weile bis Martha verstanden hatte, warum wir plötzlich auf gepackten Rucksäcken vor ihrer Tür standen. Wir wissen bis heute nicht, wie 2:00 und „nach dem Essen“ (auf Bahasa Indonesia) zusammengepasst hätten – ein extrem frühes Frühstück oder? Auf „Nach dem Essen (lunch) am Samstag!“ wie immer großes Kopfnicken, bis dann erst zum ungünstigen Zeitpunkt das Missverständnis zu Tage kommt.

Die für eine Seite also recht spontane Überfahrt war bereits äußerst holprig, während sich in unserem Rücken ein weiteres Unwetter zusammenbraute. Durch die Wetterlage mussten wir in einem Ort an der nördlichen Landzunge vor Manado anlanden und die letzten Meter durch knietiefes Wasser waten. Auf der Küstenstraße wartete aber bereits ein Pickup, der uns bis vor das Hotel fuhr. Einer Kapitän musste auch an Land bleiben, da die Wellen keine Rückfahrt erlaubten.

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Erst vier Stunden vor unserem Rückflug und mitten in der Nacht die Insel zu verlassen wäre Wahnsinn gewesen, zumal ein weiteres französisches Ehepaar, das nach einem mehrtägigen Ausflug nach Bunaken wieder anreiste, bereits einige Tage durch das Wetter auf der Insel fest saß. Indonesische Gummizeit (Jam karét) mensch- oder natur-gemacht verträgt sich nicht mit internationalen Fluglinien.

Viel Freude haben wir Martha durch den überraschenden Aufbruch leider nicht beschert, aber nur so konnten wir am Abend noch die großen Einkaufspaläste an der Küste besuchen und ausgeruht am frühen Morgen mit dem Taxi zum Flughafen fahren.

 

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