Archiv für den Monat: August 2009

Tag 9 – Koge

Koge – Kilometer 805. Der Tag begann mit einer sehr unangenehmen Entscheidung, die mich die nächsten Tag noch begleiten wird. Das gehört aber in einen sehr persönlichen Bereich, der hier im Blog nichts zu suchen hat.

Um 10:00 brach ich von Rodby nach Nord-Osten auf. Der erste Teil des Weges führte durch den südlichen Teil der Insel bis über die westliche Brücke, die trotz Wind gut zu befahren war. Von dort sollte es über die Bundesstraße (ja ihr wisst was da kommt) schnurgerade nach Koge gehen. Irgendwann zweigte der Radweg ab und ich entschied mich diesem zu folgen. Was ich nicht wusste: Der Weg führte mich ohne jede Rücksicht auf Steigung die Hügel hoch und wieder hinunter. Die Landschaft hier könnte ohne Übertreibung auch ins Bergische Land gehören. Den Höhenunterschied von der Küstenstraße zum höchsten Punkt des des Umkreises musste ich mehrfach überwinden. Dafür habe ich allerdings auch jede Menge alte Höfe und idyllische Tümpel gesehen, die der Durchreisende nie zu Gesicht bekommt. Nach etlichen Kilomtern – ich hätte längst da sein sollen – mündete der Radweg wieder auf der Hauptstraße, irgendwo auf halber Strecke. Also weitere 40 km auf einer schnurgeraden Strecke, bei der hinter jeder Anhöhe mit max. einer Tankstelle nur wieder der Blick auf 1-2 weitere Anhöhen fiel. Das zermürt so extrem, wie ich es mir nie ausgemalt hätte. Über 2 Stunden das Flimmern der Straße, im Angesicht der nächsten 2 km. Da versagt irgendwann auch Beppo Straßenkehrer mit „Immer ein Besenstrich nach dem Anderen, dann macht es Freude“, falls ihr euch an Momo erinnern könnt.

Die Wasserversorgung stellte sich auch als ein Problem da. 100 km lang kein Geldautomat in Reichweite, so dass ich mich an Tankstellen mit Flüssigem eindecken musste. Da zahle ich zwar 2% Gebühren, aber die 5 Liter, die ich heute vertrunken habe, mussten von irgendwo kommen.

Wie schön, dass unser Gehirn das alles sofort ausblenden, wenn man sein Ziel erreicht. =) Der Campingplatz liegt in Hörweite zum Meere. Etwas Warmes zu Essen hab ich in einem kleinen Imbiss gefunden und mit Buch auf dem Schoß am Strand gesessen.

Wenn der morgige Weg wieder an die 120 km heran kommt und das ist sehr gut möglich, da ich durch die Randezirke von Kopemhagen muss, verbringe ich noch eine dritte Nacht hier in Dänemark, bevor ich Schweden zu Gesicht bekomme.

Das mobile Internet funktioniert leider gar nicht, so dass ihr dies mit einiger Verspätung lesen werdet.

Tag 8 – Müde aber glücklich

Rodby – Kilometer 684. Nach dem letzten Eintrag wurde es noch einmal richtig bitter. Die B 207 (oder falls ich mich mit der Nummer vertue: die Bundesstraße nach Puttgarden) ist anders als Google es verkündet, nicht mit dem Rad befahrbar. Also fing gleich in Heiligenhafen die Suche nach alternativen Wegen los. Dabei hab ich dann fast jedes Dörfchen an der Ostseeküste gesehen. 😉

Bei der Brücke hab ich auch ziemlich gesucht, bis mir das Schild „Notweg“ an einem vergitterten Tor zur Schnellstraße aufgefallen ist. Auf der windigen Brücke sind mir gleich zwei Familien entgegen gekommen, die ebenfalls nur mit Rad und viel Gepäck unterwegs sind. Die Radbeschilderung möchte einen zu einer Fähre leiten.

Auf der anderen Seite das selbe Problem mit der nicht befahrbaren Hauptstraße – man kommt viel rum. Auf der Fähre hat man mich zusammen mit den Autos in den Bauch gesteckt. Der Kassierer hat mir das Wechselgeld auf Nachfrage in DKK rausgegeben, war mir sehr recht. Dann hieß es Finger weg von dem ganzen DutyFree Kram, der kistenweise in die Autos geschleppt wurde. Hier in Rodby hab ich gleich den ersten Campingplatz genommen, der am Weg lag und nach einem holprigen Gespräch auf Englisch mein Zelt aufgebaut.

Das Sanitärgebäuden wird gerade umgebaut, aber der Ersatzcontainer ist bestimmt besser als das Ergebnis wenn sie hier fertig sind. Ne Mücke hat an meinem Arm auch schon nen schicken Flatschen angebracht, worauf ich feststellen musste, dass mein Insektenmittelchen fies nach Latschenkiefer riecht. Hinter dem Campingplatz schüttet sich gerade eine dänische Familiensippe zu, irgendwer spielt Akordeon und singen können alle laut und ausdauernd. Camping halt. =)

Morgen schlaf ich nach den 124km von heute sehr lang aus und hab mir generell vorgenommen, die Etappen kürzer zu wählen. Googles Vorliebe für Fussgänger auf Autobahnen wird mich eh einige Tage kosten.

Ab jetzt wird leider das Bloggen teuer, weil die Roaming- Kosten echt unverschämt sind.

Sorry für alle, die ich heute an der Fähre nicht angerufen habe – das Ding wollte ohne mich los, da blieb nur das schnelle Telefonat nach Finnland.

Morgen gehts nach Koge. Aua, schon wieder – blöde Mücken.

Tag 8 – Kurz vor Heiligenhafen

Gestern haben wir es nicht mehr bis zum Wasser geschafft, die Cocktailbar an der Ecke war einfach zu verlockend. Heute morgen haben trotzdem nach Jugendherbergszeit gefrühstückt und uns fertig gemacht. Vor der Tür der Klassiker unter den Abschieden – ich musste nach links, Niko nach rechts.

Jetzt fahre ich seit vier Stunden zwischen den Feldern die Küste entlang nach Osten, bei wieder 34,2 Grad. Dazu kommt noch, das hier überall dieser Strohstaub in der Luft liegt, den die Erntemaschienen an jeder Ecke ausstoßen.

Wenn ich heute Abend im Zelt in der Nähe von Rodby liege, bin ich auf jeden Fall fix und alle.

Tag 7 – Kiel

Kiel – Kilometer 560. Wir haben trotz Hitze doch noch den letzten Teil der 107 km geschafft. Vor Kiel wird das Gelände übrigens mal wieder etwas hügeliger, also nicht zu früh die restliche Energie verpulvern, wenn ihr die Strecke auch mal fahren solltet. Nikos Cousine nimmt uns hier in Kiel freundlicherweise für eine Nacht bei sich auf und zeigt uns gleich ein wenig die Stadt. Die Ostsee haben wir bisher noch nicht gesehen, aber die Möwen kann man schon durchs Fenster hören. Da freut man sich gleich auf den ersten tiefen Atemzug Meeresluft. 😉

Morgen ist der erste Teil der Reise leider schon vorbei. Niko fährt nach Schleswig aufs Wikingerfest und ich muss in die entgegengesetze Richtung nach Puttgarden, um nach Seeland überzusetzen.

Tag 7 – Auf nach Kiel

Die ersten 50 Kilometer sind geschafft. Nach dem Tag Pause hatte ich die erste Stunde irgendwie „dicke Beine“. Nicht unangenehm nur ein merkwürdiges Gefühl, das sich inzwischen wieder gelegt hat. Jetzt sitzen wir im Burger King und überlegen, ob wir uns hier unvernünftigerweise doch was zu Essen holen.

Ins Freie wollen auf jeden Fall so schnell nicht wieder. Die Sonne brät mit unmenschlichen 33 Grad. :\

Tag 6 – Hitze Wunderland

Beim Frühstück hatte ich einen unglaublichen Heißhunger auf Obst – am Schluss war mein Teller bedeckt mit Orangenschalen und den Überresten von Birnen und Bananen. Mit der S-Bahn fuhren wir anschließend in die Speicherstadt zum MiniaturWunderland. Dort sind auf anderthalb Etagen extrem detailverliebte Modell(eisenbahn)anlagen zu verschiedenen Landschaften aufgebaut. Und man merkt, dass trotz des enormen Erfolgs trotzdem noch die Bastler dort das Sagen haben. Ich habe bestimmt 50 Bilder geschossen und hab mich im Shop echt geärgert, dass ich keinen Platz für ein paar Gebäudemodelle habe, denn offensichtlich sind dort alle großen Hersteller in einem Outletstore zusammengefasst.

Nach vier Stunden hatten wir genug gesehen und sind bei 30 Grad durch die City gestolpert – meine Beine kommen mit normalem Gehen einfach nicht mehr klar. Jungferstieg, Fischmarkt, Landungsbrücken, Hauptbahnhof. Gegen 18:00 ging es wieder in die Jugendherberge.

Morgen nach Kiel sind es wieder 100 km und wir hätten dafür lieber ein paar Schauer als das angesagte „Traumwetter“.

Tag 5 – Hamburg

Hamburg – Kilometer 453. Um kurz vor 9 waren wir nach 117 km an der Jugendherberge. Heute war vor allem die Hitze das Problem bei der Fahrt. 28-29 Grad bei fast 12 Studen Fahrt. Soviel wie heute hab ich noch nie getrunken. Trotz Bremer Innenstadt hatten wir im Durchschnitt fast 20 km/h drauf. Die JH ist hier an der Rennbahn (gucken direkt drauf) nicht ganz so luxeriös wie in Bremen, aber mehr als ausreichend – es gab sogar ein Doppelzimmer für die zwei Nächte. Den Aufenthalt wollte ich nutzen meine benutzte Wäsche zu waschen. Der als Waschmaschiene missrauchte Mülleimer sabotierte dies allerdings mit einem unwillkommenen Loch im Boden. Habs aber trotzdem irgendwie geschafft und hoffe jetzt, daß ich bis übermorgen wieder trockene Sachen habe.

Morgen schauen wir uns das Miniaturwunderland an und anschließend je nach Uhrzeit das normale Touri-Programm. Die Hafenrunfahrt hatten wir ja heute schon auf der Fähre. 😉

Tag 5 – Über die Elbe

Noch sind wir nicht da. =) 105 km steht auf unseren Tachos und wir müssen noch durch halb Hamburg. Wir sitzen gerade auf einem Anleger der Hamburger Fähre, die in ein paar Minuten kommt. Der tolle Routenplaner von Google wollte uns nämlich nicht nur über eine gigantische Brücke im Hamburger Hafen führen, sondern auch noch durch den Elbtunnel. Nach viel rumgekurve hat uns – kein Scherz – ein Mundharmonika-spielender Matrose den Weg durch eine Absperrung gezeigt. Und nun sitzen wir hier zusammen mit einer Hand voll Anglern, die kein sterbens Wörtchen verlieren. 😉