Archiv für den Monat: August 2009

Tag 20 – Die letzten 75 km

Es ist zwei Uhr und ich hab die ersten 51 km hinter mir. Die Nacht war wieder bitter kalt und mein Zelt innen voller Kondenswasser, das ich erst los werden musste. Um 10 ging es dann aber doch los – in Radkleidung und gut ausgeruht.

Nun bin ich leider vor 5 Minuten über den Rand meiner letzten Karte gefahren und hab doch noch so viel zu fahren. Weit und breit keine Tankstelle mit Shop, die mir eine neue Karte oder etwas zu trinken verkaufen könnte.

Von Andrea durfte ich mir per SMS wünschen, was es heute Abend zu essen gibt. Nudeln mit Tomatensauce – genau das brauche ich später. 🙂

Tag 19 – Salo

Irgendwo südlich von Halikko und Salo – Kilometer 1823. Die Dame in der Touristeninformation hatte die richtigen Karten zur Hand. Eine um aus Turku zu kommen, eine für die Strecke nach Helsinki und eine mit den Zeltplätzen der Gegend. Die Bundesstraße 110 bis nach Helsinki rein, parallel dazu die Autobahn 1. Nicht so schön zu fahren, weil wieder in der Mitte des Seitenstreifens balanziert werden muss und es über alle Hügel geht. Der einzige Campingplatz auf der Route, der nicht schon in der Hauptstadt liegt, ist in Salo, keine 60 km von Turku entfernt. Da kann man mal gemütlich fahren und auf einem Rastplatz, der an einem Bach liegt, eine Stunde auf dem Holzsteg verschlafen. Die normalen Klamotten hab ich trotz der aufkommenden Hitze einfach anbehalten.

Die Landschaft unterscheidet sich hier noch nicht sehr von der Gegend um Stockholm – allerdings kann ich mir nun gar keine Straßennamen mehr merken und auch die Dörfen flutschen zum anderen Ohr wieder heraus. Das wird sich in Helsinki noch als Problem entpuppen.

Der Campingplatz liegt wie vorgestern auf einer Insel und ist nur über eine schmale Straße erreichbar. Die 7,50€ für die Übernachtung sind auch super und das bei freier Platzwahl – nix los hier in der Nebensaison.

Morgen werden es dann wieder über 100 km nach Helsinki. Die 2000km-Marke wird allerdings wohl nicht erreicht. =)

Duschen, mit Mückenzeug einreiben, hier im Café ne Cola trinken, lesen, schlafen – in der Reihenfolge.

Roaming spinnt mal wieder, also gibt es wieder alles etwas später.

Tag 19 – Turku

Es ist früh und es ist kalt. Etwa 13,5 Grad sagt mein Radcomputer – ich kann meinen Atem sehen. Am Frühstück hab ich mich leider etwas zu sehr bedient.

Nun steh ich vor der „Tourist Information“, die leider erst in einer halben Stunde aufmacht. Natürlich könnte ich einfach der Europastraße folgen, aber da ich ja irgendwo übernachten muss, nehme ich lieber eine genauere Karte mit. Eigentlich müsste ich, wenn die Temperatur denn man etwas nach oben klettert, auch noch in die Radsachen schlüpfen. Richtig lang wird die Etappe aber heute wohl nicht, weil ich die Nacht eher dösend als schlafend verbracht habe.

Scheint ein sonniger (und hoffentlich nicht zu kalter) Tag zu werden. 🙂

Tag 19 – Nachtschicht

Hab mein restliches Geld in einen großen Salat, ein Teilchen ubd Milchreis investiert. Nach finnischer Zeit ist es nun kurz vor 1 und die Shops und Restaurants an Bord sind zu. Nur im Casino bekommt man noch etwas zu trinken, soweit ich informiert bin. Bin allerdings ins geschlossene Bordreststaurante geflüchtet, weil dies einer der wenigen Orte ohne Spielautomaten ist, die ständig vor sich hindudeln.

Ein Reisebus Russen scheint auch noch unterwegs zu sein und sich an ihrem TaxFree-Zeug zu erfreuen.

Wir scheinen ordentlich Seegang zu haben, so wie es hier schaukelt. Da trete ich mir manchmal gar selber auf den Fuss. Bin aber zu faul, mir das vom Deck anzuschauen, weils da so kalt ist.
Obwohl, vielleicht geh ich doch mal nach Draußen, so wie es jetzt in der Deko und an den Tischen knackt. Dann bin ich auch der erste im Rettungsboot. *schaukel*

Frühstücksbuffet? Ich hab schon wieder Hunger.

Tag 18 – Auf dem Schiff

Für Stockholm hätte ich doch gerne mehr Zeit gehabt. Schön mittelalterlich eng verwinkelt die Stadt, mit tollen Pflastersteinen. Das hat trotz Platzregen, Hütchenspielern und unendlich viel Tourizeug noch was. 😉

Beim Checkin hab ich dann den Verkehr aufgehalten, weil die Dame bei der Reservierung aufs falsche Datum gebucht und dann per Hand korrigiert hat. So hab ich dann zuviel bezahlt und bekam am Schalterhäuschen wieder Kronen in die Hand gedrückt. Dabei hatte ich extra alles ausgegeben, um nur noch das Kleingeld für den Automaten zu haben, den ich für Niko unbedingt spielen soll. Hab ihn schon entdeckt: Großtier-Safari. 😉

In Stockholm hab ich mir in einem ScienceFiction- Buchladen zwei englische Bücher gekauft, denen ich mich gleich widmen werde. Den Schlafsack hab ich unter Deck gelassen, wo ich ja eigentlich nicht mehr hin darf.

Nun darf ich mir überlegen, wo ich hier noch knapp 200 Kronen verprasse – wird schon klappen. Und den Hunger hätte ich heute Abend auch noch stillen müssen. Muss ja nicht das AllUCanEat-Paket sein – nur zur Abwechsung mal wieder was Warmes.

Tschüss Schweden!

Tag 18 – Stockholm

Stockholm – Kilometer 1762. Schöne 80 km heute ohne viel Stress. Auf eine kleine Fähre musste ich 20 Minuten warten und bin mit einem älteren Schweden ins Gespräch gekommen. Der lebt auf einer kleinen Insel in der Gegend und hat Freunde in Leipzig die ihn jedes Jahr besuchen, weshalb wir uns auch mit einer Mischung aus Deutsch und Englisch verständigt haben.

Zuvor hatte ich in Trosa endlich einen Laden gefunden, der mir ein Schmiermittel für die Kette verkaufen konnte. Das gute WD-40. =) Jetzt läuft alles wieder wie neu. Ich hatte ja schon Befürchtungen, weil in meinem Radreisebuch stand, dass nach 2000 km auch schon die Kette hinüber sein könnte – die macht sich jetzt aber nur noch bei ganz schrägen Konstellationen bemerkbar.

Das Ticket für heute Abend ist in der Tasche und mein Rad steht mit dem gesamten Gepäck abgeschlossen vor dem Haupteingang der Viking Line. Knappe 3 Stunden hab ich jetzt noch bis zum CheckIn und die werd ich auch nutzen. Im schlimmsten Fall hab ich keine Klamotten mehr und mein Sattel ist weg, aber ich glaub nicht dran. 😉

Auf gehts!

Tag 17 – Bis kurz vor Stockholm

Trosa – Kilometer 1681. Um 9:00 stand ich an der Rezeption um auszuchecken. War wohl noch immer zu früh, so dass ich klingeln musste. Fast den ganzen Tag trieben schwarze Gewitterwolken über mir nach Süd-Osten, die aber keine Lust zu haben schienen, mehr als ein paar Tropfen abzugeben. Und dafür bin ich fast den ganzen Tag mit Regenjacke geradelt. In den sonnigen Momenten bekommt man den Hitzestau, wenn es dann bei rabenschwarzen Wolken durch den nassen dunklen Wald geht, ist man für jede Schicht dankbar, die den Wind abhält.

Heute war ein Kampftag gegen die Strecke und mich selbst. Ich möchte nicht wissen, mit welchem Gesichtsausdruck so manchen Autofahren fertig werden musste, der mir vor einer Hügelkuppe entgegen gekommen ist. Das war manchmal jenseits von gut und böse. Durchschnitt 19.9 km/h bei einer Tagesdistanz von unfreiwilligen 125 km – zumindest eine Person kann sich da was drunter vorstellen. 😉

Zum Glück blieb mir der letzte unerwartete Berg (Bad Iburg) erspart, dafür bin ich am geplanten Campingplatz einfach vorbei gefahren. Keine Ausschilderung weit und breit, da war ich schon an der Kreuzung nach Trosa, das immerhin auch nen Campingplatz hat. Ganz im süden auf einer Insel, die nur über einen Damm mit der Stadt verbunden ist.

Dort hab ich gleich mal mein Handy zum Laden abgegeben und nen Platz fürs Zelt gesucht – nicht gerade einfach, wenn man den Bereich für die Zelte auf einen Felsen legt, der mit max. 10 cm Fichtennadeln bedeckt ist. Naja, dafür hab ich mal wieder Meerblick und die Dusche war tiptop. 😉

Wo es morgen hingeht? Nun, ich bin in Tagesdistanz an Stockholm und die nächste Nachtfähre nach Turku geht um 19:30, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Ich glaube 80km mit dem Rad hat der Typ an der Rezeption gesagt, als ich ihn danach gefragt hab.

Das würde bedeuten, dass ich übermorgen in aller Frühe in Finnland wäre und mich nur noch 150 km von Andrea trennen. Der wäre es wohl am liebsten, wenn ich pünktlich zum Wochenende auf der Matte stehe, aber so sieht es eher nach Donnerstag Abend/Nachmittag aus. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich noch keine Karte der Gegend habe, vielleicht kann ich dort ja auch der Küste folgen und nen Tag einschieben – je nach dem, wie die Campinplätze liegen. Ich hoffe mal, die Karte lässt sich an Bord organisieren.

Noch was Neues: Seit heute morgen werden die Mücken zur Qual. Sobald man stehen bleibt, hängen sie dir an den Beinen. Zum Zeltaufbau musste ich mich extra einreiben. Das war weiter südlich alles nicht nötig. Macht sich hier das feucht-warme Klima der letzten Tage bemerkbar oder ist es die Nähe zu Finnland? Von da kenn ich es ja schon.

Jetzt lauf ich mit dieser Email zum Waschhaus, weil dort der nächste Repeater des Campingplatz-WLANs liegt. 😉 Ich hab eben schon gemerkt, das ich damit kaum noch was anzufangen weiß. Jeden Abend die Mail fürs Blog – mehr mache ich ja seit Tagen nicht.

Tag 16 – An der Fähre

Nördlich von Stegeborg – Kilometer 1555. Eine Menge Regen diese Nacht, trotzdem gut geschlafen und um kurz nach 7 aufgewacht. Kann natürlich auch an den zwei Kleinkindern der deutschen Familie neben mir gelegen haben. Um kurz vor 9 war ich schon unterwegs und wusste nicht so richtig wohin. Valdemarsvik war auf jeden Fall richtig, also fuhr ich einfach den Regenwolken davon nach Norden. Mal über die E22 die Sonntags zumindest nicht so befahren ist, mal abseits die üblichen Hardcore-Abschnitt durch die Wälder. Ich weiß noch immer nicht, wie ich letzteres richtig beschreiben soll. Es ist so unglaublich anstrengend da um jedes Feld und jeden Stein zu fahren und dabei jeden einzelnen Hügel mitzunehmen, aber ich kann da nich anders, als voll durchzutreten. Dann sind die Wege in den Kurven so ausgewaschen (oder so angelegt), dass man fast Steilkurven hat. Da freu ich mich immer richtig. =)

Fakt war auf jeden Fall: Kurz nach zwölf, 55 Kilometer gefahren und schon am ersten Etappenziel.

Beim Mittagessen aus dem Supermarkt (hier hat ja immer was auf) bin ich dann größenwahnsinnig geworden. Wenn es bis hier so gut gelaufen war, müsste es doch eigentlich fast bis Jävekvarn reichen. Also östlich vorbei an Söderköping und Nörrköping entlang der Cabrio-Route mit Fähren gleich über zwei „Fjärden“. Durch die Großstadt zu fahren mag ich eh nicht und Kilometer spare ich mir gegenüber zur E22 auch nicht.

Um 16:30 war ich an der ersten Fähre und war schon 93 km gefahren. Dann sah ich hier den Campingplatz zwischen Wasser und Felzwand liegen mit Sicht auf ein kleines Wasserschloss. Der sah so edel und gepflegt aus, dass ich erstmal nach dem Preis gefragt hab. Nur 80 Kronen (keine 8 Euro) – das günstigste Nachtlager, dass ich in Schweden je hatte. Mit Hinblick auf das Wetter gab ich den Rekordversuch also doch auf.

Aber ich sage euch: Ich hätte es geschafft bzw. schaffen müssen, denn zwischen hier und dort wäre absolut nichts mehr gewesen, wo ich mich sonst hätte verkriechen können.

Morgen fahre ich dann weiter nach Nyköping oder Trosa. Von da kann ich Stockholm bestimmt schon riechen. 😉 Nicht ganz einfach da einen Campingplatz zu finden, der in Tages-Distanz zur Fähre nach Turku liegt. Wenn ich aus der Nähe losfahre, könnte ich mich ja gleich deck-tauglich anziehen und ohne aufzufallen noch durch Stockholm spazieren. Mal sehen, wo ich morgen lande.