Archiv für den Monat: August 2009

Tallinn

Donnerstag haben wir in der Abenddämmerung wieder finnischen Boden betreten. Auf der Gangway haben mir gleich zwei betrunkene Ladies ihren Sackkarren mit Alkohol über den Fuss gerollt und im Bus roch es später auch extrem hochprozentig.

Wie schön, dass unser Ausflug nach Estland anders geartet war. 🙂

Am Mittwoch kamen wir um 11:00 in Tallinn an. Da wir schon mächtig Hunger hatten, beachteten wir die „Einkaufscenter“ am Hafen nur sehr oberflächlich (dazu später mehr). Von weitem konnte man aber den mittelalterlichen Stadtkern („Old Town“) mit dem Domberg erkennen. Rote-orange Dächer, Mauern, Türme, schmale Gassen, Kirchen und rundes Kieselsteinpflaster bis einem die Füße schmerzen. Für die Pizza sind wir aber wieder an den Rand der Altstadt gewandert – in ein Restaurant, das wir uns schon auf der Tallinn-Webseite ausgesucht hatten. Umgerechnet 5€ für eine große Pizza und 1€ für ein Getränk – das ist nach finnischen Maßstäben schon recht günstig. So richtig toll war die Pizza dann aber leider doch nicht. 😉

Zurück im UNESCO Weltkulturerbe haben wir uns die Altstadt dann in aller Ruhe angeschaut. Die Verkäufer an den Ständen und in den Läden bieten den Touristen ihre Waren oft in Kostümen an und auch die Gaststuben um den zentralen Platz bemühen sich, möglichst authentisch zu wirken. Ein paar Straßen weiter kann man auch die ausländischen Botschaften suchen, die dort alle eine Villa abbekommen haben.

Ans „Old Town“ schließt sich das moderne Tallinn an. Hochhäuser, Bars & Restaurants und einige Shoppingcenter, in denen man ähnliche Läden finden kann wie in Helsinki. Dort haben wir uns späteren am Nachmittag umgesehen. Von den Aussichtsstellen auf dem Domberg kann man übrigens sehr deutlich den Schnitt zwischen Alt und Neu erkennen.

Da wir aber noch immer den Eindruck hatten, nur den touristischen Teil der Stadt zu sehen, haben wir uns vorsichtig dem russischen Markt auf gegenüberliegenden Seite des Bahnhofes genährt. Dort beginnt die Stadt langsam ein wenig „schmuddelig“ zu werden. Der Marktplatz liegt in einem Hof und in den umliegenden Gebäuden sowie einigen festen Kiosken in der Mitte werden Lebensmittel, billiges Spielzeug und Kleidung verkauft. Dazwischen noch einige Stände mit Gemüse und Obst – auch wenn manchmal nur 3 Kisten Äpfel für je 2€ auf dem Tisch stehen. In den „Kiosken“ gibt man seine Bestellung durch ein Fenster auf und erhält, nachdem die grimmig dreinblickende Frau auf der anderen Seite alles in den Tiefen ihres Ladens zusammengesucht hat, die Tüte mit den Waren. Es wird hauptsächlich Russisch gesprochen und auch ausgezeichnet, soweit ich das hören und erkennen konnte. Auf jeden Fall eine ganz andere Welt, als in den Einkaufscentern vorher.

Dann war noch Zeit für eine heiße Schokolade beim Griechen im Old Town, bevor wir uns zu unserem Zimmer mussten. 🙂

In südlicher Richtung geht man durch einen ganz normalen europäischen Vorort, keine Spur von „dem Osten“, den ich als Vorurteil einfach noch im Kopf habe. Hier und da sieht man aber einige halb verfallende Holzhäuser im skandinavischen Stil, bei denen man sich wohl noch nicht zwischen Abriss und Restauration entschieden hat. Nach 2,5km Gehweg standen wir vor unserer „White Villa“ in dem uns unser 31€ Doppelzimmer erwartete. Mehr als 4-5 Zimmer hat die Pension nicht und so wurden wir sehr persönlich empfangen. Das Zimmer war schlicht, aber mit TV und Mini-Kühlschrank. Dusche und WC auf dem Gang schräg gegenüber – sogar nur für uns mit eigenem Schlüssel. Wir haben auf jeden Fall gut geschlafen und sind am nächsten (etwas bewölkten) Morgen wieder in die Altstadt gegangen. Auf dem Weg noch ein Abstecher in den Supermarkt um zu frühstücken – dort hat Andrea auch das erste Mal karelische Piroggen probiert. Ich finde die Kombination mit dem ungesüßten Milchreis ja richtig lecker, aber Andrea war es etwas zu salzig.

Zu Mittag haben wir in einem chinesisches Resaturant gegessen, in das man durch eine niedrige Tür in einem Seitengang der Altstadt gelangt. Mittagstisch für 6€ inkl Getränk – Andrea durfte den Rest ihrer riesigen Portion sogar anschließend mitnehmen und über die Grenze schmuggeln. 😉

Auf dem Weg zum CheckIn Schalter – hätten wir eigentlich schon gleich nach der Ankunft machen können – haben wir die Geschäfte gleich an der Straße zum Terminal unter die Lupe genommen. Dort fand sich dann die Ware, die wir schon ein wenig vermisst hatten. Fast echte Markenklamotten, Zigaretten und Alkohol – sogar ein Stand mit Musik und Spielen, deren Cover nicht einmal sauber ausgeschnitten waren. 😉 30 kleine Geschäfte in einem Center und alle – wirklich alle – verkaufen den selben Kram. Der Container aus China war aber offensichtlich schon ein paar Monate älter und bestand irgendwie nur aus „Gangster“-Pullis und schwarzen Band-Shirts. Obwohl wir dort natürlich nie nie etwas gekauft hätten, fanden wir auch nichts, was uns direkt angesprochen hätte und ich hab dort wirklich jedes Hinterstübchen besucht. 😉

Kurz vor der Abfahrt haben wir dem nächsten Supermarkt aber noch einen Besuch abgestattet. Schokolade von Kalev (die haben in Tallinn ein kleines Museum), eine Flasche Erdbeer-Cider und ein Sixpack Saku-Bier. Das sollte eigentlich genau mit unseren restlichen EEK bezahlt werden, hätte ich mich nicht grob verrechnet. Also freute sich noch der Schiff-Shop, dass er zwei weitere Schokoladentafeln los wurde. 🙂

Schön mal einen Blick ins östliche Europa geworfen zu haben – ein toller Ausflug war es auf jeden Fall – bei mehr als zwei Tagen hätten wir aber schon suchen müssen, was es in Tallinn noch so zu sehen gibt. Für zwei Touri-Kultur-Muffel wirds da langsam schwierig. 😉

Bilder gibts später, denn wir fahren jetzt nach Helsinki-Zentrum in eine Bar mit Sonnenterrasse – bei Nieselregen und einsetzender Dämmerung. 😛

Zwei Tage Tallinn

Für morgen um 8:00 haben Andrea und ich Plätze auf der Fähre nach Tallinn, Estland reserviert. Das wird dann quasi Andreas Urlaub vom Praktikum und mein Urlaub vom Urlaub. 😉 Mit der günstigsten Anbieter (Eckerö Line) kostet das Hin&Rück-Ticket für die 3-stündige Fahrt ab Helsinki nur 30€ pro Person. Ein einziger Tag (die Rückverbindung startet schon um 18:00) war uns etwas zu kurz, so dass wir uns etwas abseits der Innenstadt ein Doppelzimmer über das Internet besorgt haben.

Damit haben wir nun zwei Tage, um die ehmalige Hansestadt zu besichtigen und auch einige estnische Kronen auszugeben. Im Vergleich zu den finnischen Preisen für Lebensmittel und eigentlich allen Gütern des täglichen Bedarfs eine sehr verlockende Gelegenheit sich mal etwas zu gönnen. In diesem Haushalt hier gibt es an Nudeln zB. nur Macaroni, weil man für jede andere Sorte gleich mal das Doppelte zahlt. Und mit dem Faktor „doppelt so teuer wie in Deutschland“ liegt man wirklich verblüffend oft richtig.

Für die Rückfahrt haben wir auch schon die ersten Bestellungen – der Staat hat in Finnland ja ein Monopol auf alles über 5%. So ein Sixpack Bier kann man ja auch mal einpacken, während die Finnen sich wieder an ihren Monatsrationen (oder auch kürzer) abschleppen.

Der kostenlose Internetzugang ist in Estland übrgens ein Grundrecht – sehr sympathisch. =)

Helsinki – Kirchen & Suomenlinna

Gestern haben wir uns in die Reihen der Tagestouristen eingereiht und den weißen Dom sowie die Uspenski-Kathedrale besichtigt. In den evangelischen Dom konnten wir leider nicht, da dort eine Messe gefeiert wurde – die orthodoxe Kathedrale ließ sich aber auch von Innen betrachten und fotographieren.

Nach einem Bummel über den kleinen Markt am Hafen setzen wir mit der Fähre auf die Festungsinsel Suomenlinna („Festung der Finnen“) über. Dort befindet sich das Naherholungsgebiet der Stadt mit einigen Museen, Restaurants und den Überresten der Befestigungsanlagen. Dicke stählerne Kanonen zeigen noch immer in Richtung Feind (je nach Zeit Russen, Franzosen oder Engländer) und unter weiten Teilen der Mauern kann man sich durch niedrige Tunnel fortbewegen. Das weckt Erinnerungen an die alten Fünf Freunde Hörspielkassetten, in denen ja regelmäßig Schmuggler und andere Halunken durch alte Tunnel verfolgt werden. Sehr abenteuerlich auf jeden Fall. 🙂

Auf den Felsen direkt am Wasser lässt sich aber auch hervorragend in der Sonne dösen und lesen.

Bilder und Titelkorrektur

Gestern Abend schon hab ich die Einträge der letzten zwei Wochen mit einigen Bildern versehen. So richtig Spektakuläres ist zwar nicht dabei, aber vielleicht doch für manchen interessant. Insgeheim ärgere ich mich doch, nicht die Spiegelreflex mitgenommen zu haben. Den Platz dafür hätte ich mir mit etwas Mühe noch schaffen können und ich müsste mich jetzt nicht über die extreme Weitwinkel-Charakteristik vom N5800 ärgern. Aber meine Erinnerungsfotos hab ich natürlich auch so bekommen.

Gerade hab ich auch noch die Schriftart meiner Titel (Plugin: TTFtitles) im Blog geändert, die nicht mit Gedankenstrichen und einigen anderen Sonderzeichen klar gekommen ist. Nun sieht alles wieder rund aus. 🙂

Helsinki – Seurasaari Fölisön

Von wegen fast zahm – die kleinen Nager klettern dir mit ein wenig Motivation in Form von Nüssen, Müsli oder Rosinen am ganzen Körper herum. Nur wenn sich zwei zu nahe kommen, beginnt die wilde Rauferei die Bäume hinauf. Zwischenzeitlich waren es gar fünf, die gleichzeitig an das Futter wollten.

Helsinki – Night of Arts & Garbage Mountain

Zwei Tage sind inzwischen hier in Helsinki vergangen. Den ersten Tag musste ich noch auf eigene Faust die Stadt erkunden und mir mit dem Rad am Hauptbahnhof ein Busticket für die nächsten 14 Tage kaufen. Alles andere als billig, aber man muss ja auch ohne Rad mobil bleiben.

Andrea hatte am Freitag also noch ihren letzten Tag im Labor, bis am Montag ihre freie Woche anfängt. Die letzte Stunde vor Feierabend durfte ich auch mit ins Labor und mir ihre Etage ansehen. Kälteraum, Wärmeraum, Sterilbank, Zentrifugen und die ganzen anderen Gerätschaften, zu denenich nicht so den Bezug hab. Mir wurden schon die Hände zittrig, als ich aus einem Eppi (kleines Mini-Plastik-Reagenzglas) mit einer Pipette ein paar ml abnehmen durfte. 🙂

Am Abend dann die große „Night of arts“ zu der wir uns bereits eine Stunde vor der Eröffnung (was sich erst später herausgestellte) auf der Domtreppe einen Platz sicherten. Es wurde dann immer voller, bis nur noch Menschen zu sehen waren. Die Eröffnung bestand dann aus einer von Musik untermalten Unterwasser-Aufführung. Heliumgefüllte Fische, Wale, Krebstiere und Tintenfische spielten über den Köpfen der Menge den Wettstreit um eine Perle nach. Wirklich schön inszeniert, aber aoch sehr langatmig. Am Schluss (nach Rückkehr der geraubten Perle) noch ein kleines Feuerwerk. Dann schienen die Familien aus dem Straßenbild zu verschwinden und man sah in der ganzen Stadt nur noch junge Finnen, die sich mit den teuren Spirituosen aus den staatlichen „Alkos“ betranken. An der Finlandia-Hall sollte sowas wie ein Jazz-Picknick stattfinden, das man zwischen den Betrunkenen und den Pfandsammlern schon sehr suchen musste. Die finnische Trinkkultur scheint etwas speziell zu sein, wie man auch von anderen „Austausch-Studenten“ so hört. 😉

Gestern ging es dann auf den Garbage-Mountain. Das ist ein künstlicher Hügel irgendwo zwischen den drei großen Teilen der Stadt, der mit den den Jahren aus Abraum aufgehäuft wurde. Es scheint eine Art Geheimtipp zu sein, dort seine Ausdauer zu trainieren. Entweder über die Stufen oder den Weg, der sich bis zu Spitze schlängelt. Oben hat man dann eine perfekte Aussicht auf das Flachland. Wir haben das schöne Wetter oben dann genutzt Sprungfotos in allen Varianten zu schießen. Anschließend noch ein Besuch des großen Shoppingcenter in der Innenstadt. Am Abend haben wir dann zusammen Pizza gemacht (3 Bleche) und uns ne DVD angeschaut.

Heute geht es auf eine Insel mit fast zahmen Eichhörnchen. 😉

Bei den alten Einträgen wollte ich auch noch Bilder hinzufügen, aber das dauert noch etwas. Habt Geduld. 🙂

Tag 20 – Nach Helsinki (Nachtrag)

Gestern hab ich den ganzen Tag auf dem Seitenstreifen der Straße 110 verbracht. 130 km nurAsphalt. Langweilig, aber anstrengend. Kurz vor 19 Uhr kam ich aber so langsam ins Stadtgebiet. An einer Tankstelle hatte ich mir zuvor doch noch eine Karte von Helsinki kaufen können. Leider umfasste sie nicht den äußeren Teil der Stadt, den ich später wirklich hätte brauchen können.

Andrea hatte mir eine Anleitung gegeben, nach der ich irgendwann auf die 120 wechseln sollte. Nur durfte ich schon länger nicht mehr auf der Straße fahren, sondern versucht mit den Radwegen irgendwie in der Nähe zu bleiben, um die Abzweigung nicht zu verpassen. Nach einigen Kilometern Stadtverkehr und drei kreuzenden Autobahnen wird man doch irgendwie unsicher, ob man noch richtig ist. Drei SMS später war ich aber doch auf der 120 in richtiger Richtung unterwegs. Die folgenden 3 km waren dann eine einzige große Baustelle mit gesperrten Radwegen und ähnlichen Scherzen, aber vor allem ohne montierte Straßenschilder. 🙂

Nicht, dass ich mir hier einen Namen länger als 30 s merken könnte … Hätte natürlich trotzdem geholfen, wo ich so bin.

Ich habs dann letztendlich mit einiger Verspätung geschafft und stand kurz nach 8 vor Tür des Wohnheims.

Großes Wiedersehen, ein Topf Nudeln mit Tomatensauce und Kakao-Kuchen. Danach Bilder gucken von der Reise und den letzten Wochen Praktikum in Helsinki.

Das Wochenende ist schon voll verplant, weil in der Stadt „Night of arts“ ist. Sowas wie die Nacht der offenen Museen mit einem parallel stattfindenden Konzertmarathon wie ich verstanden habe.