Bahngeschichten 4

Eine Unterhaltung zwischen zwei Mädels Anfang 20 hat mir heute die Fahrt nach Opladen verkürzt.

Die ältere (mit etwas rauchiger Stimme) erzählte von einer kürzlich bei ihr stattgefundenen Hausdurchsuchung und einigen Details am Rande. Man konnte die beiden im ganzen Abteil hervorragend verstehen, dabei hatte ich sogar die ganze Zeit Stöpsel in den Ohren. Es war eine Drogenrazzia und bei ihr wurden das gebräuchliche Handwerkszeug (Tütchen, Waagen (sogar die kaputte!) und geringe Mengen einer verbotenen Substanz gefunden – welche, ergab sich aus dem Gespräch leider nicht. Darauf folgten Kommentare über die Vernehmung bei der Polizei. „Die haben nen Abdruck von der ganzen Hand gemacht – wie bei Sexualstraftätern“. „Die haben mir in meiner eigenen Bude das Rauchen verboten“.

Dann kam die Sprache auf den Anlass für die Durchsuchung: Ein Bekannter der beiden ist mit 1g Substanz X erwischt worden und hat wohl bei der Vernehmung einen Großteil des Freundeskreises angeschwärzt. Tja, man lebt so wohl nicht ganz ungefährlich …

Mitten in der angeregten Diskussion, wer nun aufgrund welcher Vorstrafen mit welchen Konsequenzen zu rechnen hat, sind sie dann ausgestiegen.

Als der Zugführer kurz nach Köln-Mülheim 5 Minuten Wartezeit durch eine Zugüberholung durchsagte, kam es zu einer interessanten pantomimischen Unterhaltung zwischen mir und zwei anderen MitfahrerInnen auf dem 4er gegenüber. Nach einem ersten Blickkontakt kamen wir mit Hilfe von Mimik und Gesten still überein, dass wir uns nicht sicher waren, ob wir uns über die Verzögerung nun ärgern oder freuen wollten. 🙂

Ich hätte nicht gedacht, dass man sich im Zug so unbefangen bzw. gedankenlos unterhalten kann. Die Drogen und der Kontakt mit der Exekutive scheint bei ihnen wirklich zu Alltag zu gehören.

2 Gedanken zu „Bahngeschichten 4

  1. Caracasa Beitragsautor

    Tja, was soll man machen, wenn das ganze Zugabteil in das Gespräch „miteingebunden“ wird? Sich die Ohren zuzuhalten ist keine echte Option.

    In mir macht sich in so einem Fall eine spezielle Art der Verständnislosigkeit breit. Wenn dann Menschen Blickkontakt suchen, denen schon im Gesicht geschrieben steht, dass es ihnen ähnlich geht, macht sich diese unwirkliche sarkastische Amüsiertheit breit. „Bei aller Traurigkeit doch lustig“.

    kA, ob es nur mir so geht.
    (Ich entferne oben mal 2 der 3 Smilies – kommt mir inzwischen richtiger vor)

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